Tag der Asche, Jean-Christophe Grangé

Zwar ist dieser Grangé schon ein Jahr alt, doch er kam jetzt als Taschenbuch auf den Markt. Jean-Christophe ist der französische Fitzek oder Baldacci. Seine ersten Bücher wie Die purpurnen Flüsse oder Der Flug der Störche waren unübertroffen und zwischendrin hatte er mal eine sehr brutale Phase, in der ich Schwierigkeiten hatten diesen Autor zu lesen. Doch mit seiner Serie um Commandant Niémans und seine Assistentin Ivana hat Grangé zu seinem alten Stil zurückgefunden. Er führt Niémans und die Leser ins Elsass, der alten Heimat von Niémans und dort zu einer Sekte. Denn in einer alten unscheinbaren Kapelle starb einer der sogenannten Gesandten bei Restaurationsarbeiten. Dass es Mord war, findet der Commandant schnell raus, während Ivana undercover als Lesehelferin auf dem Weingut der Sekte arbeitet. Und das ist auch das Problem, der Wein! Es geht um einen Gewürztraminer, für den die Trauben in wenigen Tagen gelesen werden müssen. Und alle in der Umgebung respektieren die Sekte und ihr Erzeugnis, sodass der Pariser Polizist erst einmal auf eine Wand von Widerstand stößt. Doch bei Grangés Polizisten ist eine Wand kein Hindernis und selten bleibt eine Leiche allein.

Spannender Thriller, der zwar auch wieder so seine blutigen Stellen hat, aber nicht mehr so exzessive Brutalitäten wie in den Vorgängerromanen.

Autorenfoto: ® Andreas Biesenbach

Jean-Christophe Grangé, 1961 in Paris geboren, war als freier Journalist für verschiedene internationale Zeitungen (Paris Match, Gala, Sunday Times, Observer, El Pais, Spiegel, Stern) tätig. Für seine Reportagen reiste er zu den Eskimos, den Pygmäen und begleitete wochenlang die Tuareg. „Der Flug der Störche“ war sein erster Roman und zugleich sein Debüt als französischer Topautor im Genre des Thrillers. Jean-Christophe Grangés Markenzeichen ist Gänsehaut pur. Frankreichs Superstar ist inzwischen weltweit bekannt für unerträgliche Spannung, außergewöhnliche Stoffe und exotische Schauplätze. Viele seiner Thriller wurden verfilmt. In Deutschland bereits erschienen sind seine Romane „Der Flug der Störche“, „Die purpurnen Flüsse“, „Der steinerne Kreis“, „Das Imperium der Wölfe“, „Das schwarze Blut“ und „Das Herz der Hölle.“

Eine sehr unscheinbare Kapelle, die einer Sekte im Elsass gehört, soll erstaunlicherweise renoviert werden. Dabei stirbt Samuel einer der Führer der Gesandten. Er wird durch das eingestürzte Gewölbe erschlagen. Obwohl alles nach einem Unfall aussieht, muss der Staatsanwalt prüfen, ob es Mord war. Er bittet ausgerechnet seine alten Schulfreund Niémans, der jetzt Kommissar bei der Kripo in Paris ist, sich das anzusehen. Was er nicht weiß, Niémans ist bekannt für seine ruppige und hartnäckige Art. Feingefühl ist ein Fremdwort für diesen Polizisten. Die Sekte lebt auf ihrem riesigen Weingut ähnlich separiert wie die Amish People. Sie werden jedoch von den Menschen in ihrer Umgebung akzeptiert. Man macht sich gegenseitig keinen Ärger und kümmert sich nicht um die Angelegenheiten des anderen. Vor allem, weil die Gesandten den besten Gewürztraminer im Elsass erzeugen. Dafür heuert die menschenscheue Gemeinde für wenige Wochen Hilfsarbeiter an, die bei der Lese der Eisbeeren helfen.

Nicht nur tritt Niémans wie ein Elefant im Porzellanladen bei diesen Gläubigen auf, er hat auch Ivana seine Assistentin undercover als Hilfskraft zur Lese geschickt. Denn nur so kann sie auf dem Grundstück der Sekte bleiben und diese ausspionieren. Ivana, die keine Angst kennt, überredet Marcel, der schon seit Jahren bei der Lese aushilft, ihr die Domäne zu zeigen. Denn sie sucht für Niémans die heruntergebrochenen Steine des Gewölbes, die ein Fresko darstellen und für die Sekte eine geheime Botschaft beinhalten. Dabei sehen sie etwas, das nicht zu den gewaltlosen und sehr religiösen Gesandten passt. Sicherheitsleute mit Sturmgewehren. Ivana kann nur mit knapper Not ihre Verfolger abschütten, doch für Marcel kommt alle Hilfe zu spät. Am nächsten Morgen findet sie ihn brutal gefoltert und bestialisch ermordet in einem Waldstück. Als sie Niémans davon informieren kann, ohne ihre Tarnung fallen zu lassen, rückt der mit einem Großeinsatz an. Doch von der Leiche und irgendwelchen Spuren ist nichts mehr zu finden. Obwohl Ivana nicht weiß, ob Marcel sie verraten hat, bleibt sie zur Lese, was sie in Lebensgefahr bringt. Gut nur, dass sie unter den Gesandten eine Freundin gefunden hat: Rachel.

Wie immer ist dieser Grangé gut erzählt, spannend und mit komplizierten Charakteren gespickt. Ein bisschen Dan Brown mit geheimen Bibelgeschichten ist auch dabei. Mir hat gefallen, dass Grangé ein bisschen von seiner blutigen, brutalen Erzählweise abgerückt ist, wenigstens ein Stück weit. Es ging schon schlimmer in seinen Büchern zu. Dabei ist zu viel Blut einer spannenden Geschichte nicht immer zuträglich. Daher kann ich ›Tag der Asche‹ auch denen empfehlen, die nicht ganz so hartgesotten sind.

Tag der Asche, Jean-Christophe Grangé, Bastei Lübbe, Taschenbuch, Seiten 366, ISBN: 978-3-404-18949-6, Euro 13,00, erschienen 30.06.2023.

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