Ein neuer Stern am Cozy Crime-Autorenhimmel: Tom Hindle. Mit dem ab heute erhältlichen, vorliegenden Kriminalroman ist ihm ein großartiges Debüt gelungen und er beweist damit, dass Detektivgeschichten unblutig und dennoch spannend sein können und die Geschichte hält, was das ansprechende Cover verspricht. Ich habe das Buch – und es ist immerhin 480 Seiten stark – überall mit hingeschleppt und jede Gelegenheit zum Lesen genutzt. Hindle siedelt die Handlung zwar in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts an, bleibt sprachlich aber eher im hier und jetzt. Und das ist ihm sehr gut gelungen. Auf der Überfahrt von Southampton nach New York kommt ein älterer Passagier der 2. Klasse ums Leben. Was für den Schiffsoffizier Timothy Birch wie ein Unfall aussieht, stuft Scotland-Yard-Ermittler James Temple als Mord ein. 2000 Menschen an Bord der Endeavor, von denen einer der Mörder ist! Und es bleibt nur wenig Zeit bis zur Ankunft im Zielhafen, um ihn zu finden und ihn nicht ungeschoren davon kommen zu lassen. Birch und Temple – offensichtlich eine gewollte Hommage an Sherlock und Watson mit einer Prise Agatha Christie – nehmen uns mit bei ihren Ermittlungen vom opulenten erster Klasse Deck bis in die „Katakomben“ der Endeavor. Dank der bildhaften, atmosphärischen Beschreibungen habe ich eine gute Vorstellung, wie es auf dem Schiff aussieht und fühle mich mittendrin. Hindle spielt mit Drehungen und Wendungen. Szenarien, die sich als mögliche Wendung anbieten führen mich auf eine falsche Fährte. Es gab zwar eine Wendung, aber ein ganz andere, als ich erwartet habe. Birch ist ein interessanter Charakter. Er leidet unter den Folgen eines Familiendramas, dessen Einzelheiten im Verlauf der Geschichte ans Licht kommen und seine schweigsame Art im Umgang mit der Crew auf der Endeavor erklären. Ungeachtet dessen, entwickelt er sich zu einem intuitiven und zunehmend involvierten Partner für den strengen Ermittler Temple. Der Großteil von Der Tod reist mit lässt sich dem traditionellen Krimi-Format zuordnen, während das dramatische Ende sich auf Thriller Territorium bewegt und ein Ende findet, das für mich nicht vorhersehbar war. Der Tod reist mit ist unterhaltsam, lebendig und fesselnd, mit detailliert ausgearbeiteten Charakteren und einem starken Komplott.
Tom Hindle kommt aus Yorkshire und lebt heute in Oxfordshire, wo er für eine PR-Agentur arbeitet. Von Kindheit an begeistert er sich für jegliche Art von Kriminalromanen. Zu seinem Debüt «Der Tod reist mit» inspirierten ihn die Meister des Genres von Agatha Christie bis Anthony Horowitz.
November 1924: An Bord des Ozeandampfers Endeavor wird ein älterer Gentleman tot am Fuß einer Treppe aufgefunden. Schiffsoffizier Timothy Birch glaubt zunächst an einen tragischen Unfall. Der starrköpfige Scotland-Yard-Ermittler James Temple, der sich zufällig unter den rund zweit-ausend Passagieren des Schiffs befindet, ist da entschieden anderer Ansicht. Es gelingt ihm, den Todesfall mit einem verschwundenen Gemälde in Verbindung zu bringen. Doch damit hat die Detektivarbeit erst begonnen: Die Endeavor ist noch vier Tagesreisen von New York entfernt. Birch und Temple bleibt nicht viel Zeit, ehe der Mörder straffrei von Bord spaziert – oder erneut zu- schlägt …
Heyne – Taschenbuch – 480 Seiten – 16,00 € – ISBN 978-3-453-44164-4