„Vom Kochen und Töten“. Aussagekräftige Worte! Oder soll der Titel eine Provokation sein, damit man zu einem Buch greift mit philosophischem Hintergrund? Vorweg: ich bin froh zu diesem aussagekräftigen Buch gegriffen zu haben. Jeon Joskowitz ist Philosoph und hat auch als Koch gearbeitet und stellt in seinem Debütwerk die Frage: Ist es moralisch und ethisch richtig, dass der Mensch sich über die Tiere stellt, sie tötet, um sie zu essen? Für mich ein sehr interessanter Ansatz. Um diese Frage zu klären, begibt sich Leon Joskowitz auf eine gedankliche Reise der Entwicklung der Erde, der Evolution vom veganen Affen bis zum heutigen fleischfressenden oder humaner ausgedrückt, essenden heutigen Menschen.
Autorenfoto: Copyright ® Alexander Englert
Leon Joskowitz, geboren 1982 in Frankfurt am Main. Hat nach dem Studium der Philosophie. Soziologie und neueren Geschichte in Berlin, Freiburg und Lissabon seinen (MA) Abschluss an der Freien Universität in Berlin gemacht. Nach dem Studium war er viele Jahre auf kulinarischer Wanderschaft. Unter anderem bei Weinlesen, Olivenernten, im Käsehandel und als Hotelkoch. Seit 2018 ist er Gastgeber des Philosophischen Salon der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main. Heute arbeitet er als freier Autor und Ethiklehrer, „Vom Kochen und Töten“ ist sein Debüt.
Leon Joskowitz beginnt in seinem Debüt mit der Urgeschichte vom ersten benutzten Werkzeug dem Faustkeil, um eventuell Nüsse zu knacken. Ob schon Knochen damit aufgehackt worden, um an das begehrte Knochenmark zu kommen oder ob das viel später kam, kann man nicht sagen. Weiter in der Evolution, die Millionen Jahre gebraucht hat zum ersten behauenden Stein. Ob als Werkzeug oder Waffe benutzt zu werden. Und die Kontrolle über das Feuer. Die evolutionäre Entwicklung vom Affen zum Homo Sapiens, begünstigt durch die verbesserte Nahrungsaufnahme, die Veränderung des Kopfes mit mahlenden Zähnen und mehr Platz für ein größeres Gehirn zum aufrechten Gang. Die Verpflichtung der Gemeinschaft zusammen zu halten, denn nur in der gemeinsamen Jagd war es möglich viel größere Tiere zu erlegen und Essen für mehrere zu haben. Das Teilen der Beute, das gemeinsame Bearbeiten, wir würden es Kochen nennen, ist Herr Joskowitz der Meinung, dass dadurch sich die Sprache entwickelt hat. Nur mit der Entwicklung der Sprache war die Verständigung bei der Jagd möglich und mit den ersten verständlichen Lauten, die zu Geschichten, Erzählungen am Feuer wurden. Bis hin zu dem Respekt gegenüber den erlegten Tieren, die zu Opferriten geführt haben. Joskowitz, Seite 130: Die Küche ist ein fantastischer Ort. Ein Ort der Träumerei, der Musik und des Genusses. Eine Werkstadt, eine Bühne, ein Tribunal, Tempel, Parlament. Alles nimmt hier seinen Anfang. Die Flammen erhellen die Nacht. Sehnsucht, Liebe und Hass entstehen und eine neue Art beginnt sich selbst in Augenschein zu nehmen. Zitat Ende. Nach Joskowitz ist unsere evolutionäre Entwicklung stark geprägt von unserer gemeinsamen Jagd, Essensverteilung und Sprachentwicklung. Und hier stellt er die Frage: wie ist es dazu gekommen, dass die Menschen sich über die Tiere erheben, sie zu ihrer Versorgung züchten und Töten? Liegt das nur an der Sprache? Joskowitz, Seite 143: Menschen reden am liebsten über andere Menschen und gleich danach über das Essen. Mit wem man sich nicht verständigen kann, wer weder schön singen noch am Gespräch teilhaben kann, wird fremd und verbleibt im Reich der Tiere. Zitat Ende. Mehr möchte ich gar nicht über dieses Buch verraten. Ich kann dieses Buch nur empfehlen, wen die Entwicklung des Menschen interessiert. Zudem belässt es Leon Joskowitz nicht nur auf die vergangene Evolution, sondern er gibt einen Ausblick, wie sich unser Dasein weiter entwickeln könnte. Denn in einem Punkt hat Leon Joskowitz recht. Evolution geht immer weiter. Sehr interessante Aspekte und Ein- und Ausblicke in unsere Evolutionsgeschichte.
Vom Kochen und Töten, Kulinarische Meditationen über den Anfang der Menschheit, Leon Joskowitz, Westend, ISBN: 978-3-86489-394-0, Gebundenes Buch, Seiten 185, € 22,00, erschienen 24.04.2023.