Richard Coles zweite Geschichte um den Pfarrer Daniel Clement, seine furchtlose Mutter Audrey und die beiden Dackel Cosmo und Hilda führt uns in die späten 80er und frühen 90er Jahre des letzten Jahrhunderts – Margaret Thatcher, Punks, der Beginn des Emo: schwarze Haare und schwarze Kleidung sowie eine gehörige Portion Weltschmerz, schräge Frisuren und eine bestimmte Art von englischen Dörfern und engmaschigen Gemeinschaften, dazu eine wunderschöne Landschaft, schrullige Nachbarn – ja, und mörderische Absichten. Pfarrer Clement mag der Auffassung sein, dass er seinen Teil an Aufregung und Mord in Champton hatte. Traurigerweise beschert ihm die Zusammenlegung mehrerer Kirchengemeinden und die Verwaltung dieser neuen Super-Gemeinde einen Haufen Arbeit. Nicht zu vergessen, seine sich stets einmischende Mutter und die aufkeimende Freundschaft mit dem örtlichen Polizisten Neil, sowie einige neue, mysteriöse Dorfbewohner. Pfarrer Clement muss mehr als nur ein paar ernste Worte mit seinem „Boss“ reden. Richard Coles macht von seinem beruflichen Hintergrund als Pfarrer großzügig Gebrauch, wenn er über Rituale, Prozedere, Vokabular und die Politik der anglikanischen Kirche schreibt. Ein witziger, unverblümter Blick auf dörfliches Leben und die Belastungen und Beschwerlichkeiten einer Gemeinde zeigen, wie sich große Probleme im Leben eines kleinen Ortes ausbreiten können. Mir hat die Begegnung mit den verschrobenen Dörflern gefallen, auch wenn ich sie für ihre Einstellung zum Thema Diversifikation in ihrem Ort und dem „großen Haus“, einem Landsitz, schütteln, sie gleichzeitig aber auch immer noch mögen möchte. Der Autor entwickelt seine Geschichte in angemessenem Tempo mit vielen Drehungen und Wendungen und bietet einen faszinierenden Blick auf die Komplexität menschlicher Beziehungen und die Macht der Erlösung. Und einer der meist bewegenden Aspekte von Coles Erzählung ist die Art und Weise, wie Pfarrer Clement versucht, die Trauernden durch ihren Kummer zu führen. Und, so altmodisch er auch sein mag, Pfarrer Clement ist ein höchst unterhaltsamer Protagonist.
Reverend Richard Coles studierte Theologie am King’s College London und hat bereits mehrere Sachbücher verfasst, bevor er sich mit »Der Tote in der Dorfkirche« dem Krimigenre zuwandte. Er ist der einzige Pfarrer in Großbritannien, der einen Nr.-1-Hit vorweisen kann – als Mitglied des Popduos The Communards – und in Strictly Come Dancing auftrat. Der Autor war lange Jahre Gemeindepfarrer von St Mary the Virgin in Finedon in der Grafschaft Northamptonshire.
Pfarrer Daniel Clement liebt die kleine beschauliche Dorfgemeinde von Champton. Seit acht Jahren lebt er zusammen mit seiner Mutter – der so furchtlosen wie temperamentvollen Audrey – und den Dackeln Cosmo und Hilda im alten Pfarrhaus. Doch mit dem Frieden ist es vorbei, als Daniel den Plan fasst, im Kirchengebäude eine Toilette zu installieren. Plötzlich ist das Dorf in zwei Lager gespalten, und im Verlauf der Streitigkeiten drängen lange gehütete Geheimnisse ans Licht. Als der Archivar des imposanten Adelssitzes Champton House tot in der Kirche aufgefunden wird, tut Daniel alles, um seine Schäfchen vor weiterem Unheil zu bewahren. Und dazu muss er einen Mörder fassen …
Goldmann – Taschenbuch – 320 Seiten – 16,00 € – ISBN 978-3-442-20650-6