Rudolf Rach, Grosses Glück mit kleiner Flamme

Eine Liebeserklärung an die gute Küche, die Erinnerung an die Gerichte, die mit ihrem außerordentlichen Geschmack für immer einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Kochen ist Poesie, Kunst, anstrengend, Inspiration, Entspannung und Erfüllung. Rudolf Rach hat das schon richtig erkannt. Wer sich in die Küche begibt, erlebt ein neues Wohlgefühl/Leben. Noch zur Gründerzeit war es verpönt, wenn die Dame des Hauses die Küche betreten hat. Das war etwas für das Personal. Und wer es sich leisten konnte, hatte einen französischen Koch. Mit der Industrialisierung und ganz speziell unter dem Naziregime wurde die Frau an den Herd verbannt. Erst seit den achtziger/neunziger Jahren haben die Männer den heutigen Sehnsuchtsort Küche entdeckt. Und Rudolf Rach hat dazu Geschichten von Erlebten und Genossenem mit Rezepten gemacht.

Autorenfoto: Copyright ®: Max Ratjen

Rudolf Rach, aufgewachsen in Köln studierte Philosophie und Theaterwissenschaft, arbeitete am Theater und hat viele Jahre den Suhrkamp Theaterverlag geleitet. Er ging 1986 nach Paris, um den Verlag L`Arche Editeur zu übernehmen, der zu einem höchst erfolgreichen Unternehmen wurde. Nach Jahrzehnten in Paris lebt Rach, Autor bemerkenswerter Romane und zweier Erinnerungsbücher, wieder in Köln. Bitte nicht verwechseln mit Christian Rach dem Restauranttester.

Aus dem Buch, Seite 124: Nichts schmeckt gut wie gerade vom Baum gepflückte Kirschen. Bei einer Umfrage erklärten französische Meisterköche, dass sie sich als letzte Mahlzeit eine Scheibe Schinken oder Pastete mit einem Stück Brot und einem Cornichon wünschten. Diese Ehrlichkeit ehrt die Meister und bestätigt, dass die Lust beim Essen in der Einfachheit liegen kann. Zitat Ende. Wenn sie selbst gerne Kochen und weder Fastfood-Restaurants betreten wollen und ihnen der überbordenden Chi Chi der aufgeschäumten, geschmacklosen Soßen der Sterne-Gastronomie ein Graus ist, ist dieses Buch genau das Richtige. Rudolf Rach versteht sein Werk als Widerstand gegen die Nahrungsmittelindustrie, dem Convenience-Food und den Meisterköchen, die vorschreiben, dass man alles auf Niedertemperatur garen muss. Die Röstaromen gar nicht vorkommen und bei ihren Gerichten versuchen, mit Kräutern und Blumen den Faden Geschmack zu kaschieren. Rudolf Rach ist ein Verfechter, der frischen Produkte. Ob selbst geerntet oder tagesaktuell vom Markt erworben. Aus guten Produkten was Gutes machen. Doch Vorsicht. Rudolf Rach kennt in seiner Küche weder Zucker noch Mehl und Wasser. Wein ist sein Fond zum Auffüllen. Ein amüsantes Kurzgeschichtenbuch mit erlebten, genossenen und schwelgen in Erinnerung an den guten Geschmack. Natürlich gibt es auch ein paar Rezepte. Leicht zum Nachkochen.

Grosses Glück mit kleiner Flamme, Rudolf Rach, Westend, ISBN: 978-3-86489-398-8, Gebundenes Buch, Seiten 126, € 20,00. Foto: Max Ratje