Jennie Fields: DIe Unteilbarkeit der Liebe

Dieser historische Spionageroman von Jennie Fields hat alles was man in diesem Genre erwartet: Spannung, Liebe, Verrat und Hochverrat, Helden, Bösewichte, schöne Frauen und schicke Männer. Und er hat Tiefgang, denn es geht um gewaltige moralische Entscheidungen und darum, wie 3 Menschen, die im 2. Weltkrieg geistig und körperlich tief verletzt wurden und um die Ursachen, die dazu geführt haben, dass sie sich gegenseitig heilen. Das Ganze spielt im Chicago der 1950er Jahre vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und man weiß: egal hinter welchem Geheimnis der Feind – Russland – her ist, jedes Mittel wird ihm recht sein, das Objekt der Begierde zu bekommen. Die Autorin verwebt gekonnt die unterschiedlichen Erzählstränge und löst sie glaubwürdig auf. Ihre Beschreibung des Nachkriegs-Amerikas ist detailliert und so eindringlich, dass man sich gleich in die Zeit hineinversetzt fühlt. Dabei wird die Geschichte von den Charakteren getragen: der hochintelligenten, attraktiven Protagonistin Rosalind, Atomphysikerin, die maßgeblich am Bau der ersten Atombombe beteiligt war und nach dem Abwurf auf die japanische Stadt Hiroshima und deren Zerstörung an ihren Schuldgefühlen zu zerbrechen droht. Dann ihr Ex-Geliebter und Ex-Kollege Thomas Weaver, der sie wegen einer anderen Frau verlassen hatte und Jahre später wieder Kontakt zu Rosalind aufnimmt. Dadurch rücken beide in den Fokus des FBI: Rosalind, die Weaver für das FBI ausspionieren soll und Weaver, der des Hochverrates verdächtigt wird. Aber auch der russische Geheimdienst ist an den beiden interessiert und geht über Leichen. FBI-Agent Charlie Szydlo ist zwar nicht James Bond, sondern ein Jurist, der im 2. Weltkrieg in japanische Gefangenschaft geriet, eine Hand verlor, aber dennoch die Qualen der Gefangenschaft überlebte. Wie sein britischer Kollege will er die Welt und vor allem Rosalind retten.

Foto: Anthony Scarlati

Jennie Fields stammt aus Chicago. Das Schweigen zweier Frauen aus ihrer Familie hat sie zu diesem Roman inspiriert: Ihre Mutter arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg in der Krebsforschung, doch als sie heiratete, gab sie ihre Karriere in der Wissenschaft auf – wie es zur damaligen Zeit für Frauen üblich war. Sie hat ihre Arbeit immer vermisst.
Die Cousine ihrer Mutter war in einem geheimen Labor an der Universität von Chicago tätig. Doch welchen Aufgaben sie dort genau nachging, darüber hat sie nie auch nur ein einziges Wort verloren. Die Familie erfuhr erst viel später, dass sie am Bau der Atombombe beteiligt gewesen war – ihren Geheimhaltungsschwur brach sie erst lange nach Hiroshima.

Penguin Verlag – Taschenbuch – 416 Seiten – 18,00 € – ISBN 978-3-328-60239-2