Die rätselhaften Honjin-Morde, Seishi Yokomizo

Auf jeden Fall ist Seishi Yokomizo ein japanischer Arthur Conan Doyle oder das asiatische Pendant von Agatha Christie. Genau wie die beide, wohl weltweit berühmtesten Krimigenies, kreierte auch Seishi Yokomizo einen liebenswürdigen, dennoch eigenartigen Ermittler. Er ist weniger frustriert als Sherlock es war und auch weniger exaltiert als Poirot, aber… Kosuke Kindaichi ist ein junger Mann, etwas heruntergekommen und mit einem leichten Stottern, wenn er aufgeregt ist. Aber er ist bereit ein angesehener Privatdetektiv, der die größten Mysterien zu knacken vermag. So auch den Tod eines frisch getrauten Ehepaars. Die beiden wurden mit einem Dolch erstochen, in einem Haus, ohne Fluchtweg, weil alle Türen und Fenster von innen verschlossen waren.

In seinem ersten Fall um Kosuke Kindaichi greift der Autor gleich einen „Locked-Room-Murder Mystery“ auf. Es ist wunderbar dieses Buch zu lesen, denn es trifft den Tonfall der alten Christie und Doyle Geschichten. Ein Sonntagsnachmittagsbuch, das Freude bereitet, auch wenn es sehr spannend ist.

Autorenfoto: ® Kadokawa

Seishi Yokomizo, 1902-1981, ist einer der berühmtesten und beliebtesten japanischen Autoren von Kriminalromanen. Er wurde in Kobe geboren und las als Junge unzählige Detektivgeschichten, bevor er selbst mit dem Schreiben begann. Allein seine Serie um Kosuke Kindaichi besteht aus 77 Büchern. »Die rätselhaften Honjin-Morde« ist der erste Band dieser Reihe und gewann sogleich den ersten Preis für Kriminalautoren Japans.

Als Honjin wurde zu Zeiten der Shogune eine Herberge bezeichnet, die nur für adelige Reisende existierte. Ein großes Privileg für die Betreiber. Aus solch einer Familie stammte Kenzo, der Sohn der Ichiyanagi Familie. Obwohl er schon Mitte vierzig ist, hat er sich jetzt entschlossen zu heiraten. Man findet noch in der Hochzeitsnacht das Brautpaar tot in dem von innen verschlossenen Haus. Merkwürdige Ereignisse gingen den brutalen Toden voraus. Klänge einer Koto, dem japanischen traditionellen Zupfinstrument, ein maskierter Unbekannter mit Narbe im Gesicht, nur drei Finger an einer Hand und eine Nachricht, die Kenzos Tod ankündigt. Bei einem solchen Mysterium ist die Polizei überfordert. Der Onkel der Braut ruft nach Kosuke Kindaichi, den er wie einen eigenen Neffen behandelt. Der Tatort ist nicht zu erklären, denn weil es in der Nacht geschneit hat, müsste man eigentlich Spuren des Täters sehen. Doch außer einem blutigen Schwert im Schnee sieht man nichts. Ist der Täter noch im Haus oder handelt es sich wirklich um einen Geist? Kosuke Kindaichi folgt seinem Verstand und mit einem Lächeln entlarvt er den wirklichen Mörder sehr schnell.

Es hat mich an den Sonntagnachmittag erinnert, als ich das erste Mal den Hund von Baskerville gelesen habe. Damals war ich zwölf und genau das gleiche aufgeregte aber warme Gefühl hatte ich bei den „Rätselhaften Honjin-Morden“ wieder. Ich hoffe, die Übersetzungen der weiteren Kindaichi Roman folgen sehr schnell. Wie schön ist es einen neuen Sherlock zu entdecken!

Die rätselhaften Honjin-Morde, Seishi Yokomizo, Blumenbar Verlag, Hardcover mit Klappen, Seiten 206, ISBN: 978-3-351-05109-9, Euro 20,00, erschienen 06. 9. 2022.

Übersetzerin Ursula Gräfe