Sophie Irwin: Wie man sich einen Lord angelt

Ja, wie angelt man sich einen Lord? Erstens: man muss zur Ballsaison in der Hauptstadt sein. Zweitens: sollte man nicht das Glück haben in die Londoner Gesellschaft hineingeboren zu sein und dadurch Zugang zu den Bällen und Soireen zu haben, sollte man a) über ein außergewöhnlich gutes Aussehen, Charme, Esprit, Witz, nicht zu vergessen tadelloses Benehmen und b) über Einfallsreichtum und Entschlossenheit verfügen. Des Weiteren ist es äußerst wichtig sich mit den Damen der Gesellschaft bzw. den Müttern geeigneter Kavaliere gut zu stellen. Denn auch wenn man in einer Männerwelt lebt, haben die Frauen das Sagen, wenn es darum geht, welcher Debütantin der eigene Sohn den Hof machen darf. Und man braucht eine einem wohlgesonnene Autorin – in diesem Fall Sophie Irwin, die alle Irrungen und Wirrungen ihres Debütromans im Regency London zu einem guten Ende bringt. Und besser hätte es für die Protagonisten nicht laufen können. Während Kitty, die entzückende Heldin und Lord Radcliffe noch an ihre gegenseitige Abneigung glauben, hört der geneigte Leser es schon knistern und genießt die erblühende Liebe, die Romantik und die amüsanten verbalen Schlagabtausche der beiden. Irwin versteht mit spielerischer Leichtigkeit den Leser in den Ballsaal oder auf einen Ausritt mit zu nehmen und schafft mit ihrer Sprache und ihren Beschreibungen ein atmosphärisch dichtes Bild des frühen 19. Jahrhunderts. Aber es sind nicht nur die Vergnügungen oder Kutschfahrten, die diese Geschichte ausmachen. Irwin hat die unterschiedlichen Familiendynamiken in der Geschichte fein herausgearbeitet, sei es in Bezug auf Kitty und ihre Schwestern oder die Familie De Lacey und sich nicht gescheut, den Snobismus in der High Society zu präsentieren und aufzuzeigen, wie wenige Optionen Frauen in dieser Zeit hatten, selbst für ihr Auskommen und ihre eigene Sicherheit Sorge zu tragen. Insgesamt ist diese Lektüre unbeschwert und unterhaltsam gepaart mit Lebendigkeit, die Spaß macht.

Foto: privat

Sophie Irwin wuchs in Dorset auf, bevor sie zum Studium nach London ging. Sie arbeitete mehrere Jahre als Lektorin in einem großen UK-Verlag, bevor sie sich als Lektorin selbständig machte. Sophie sagt über sich und ihre Bücher: „Für mich sind romantische Komödien die besten Bücher überhaupt. Ich habe „A Lady’s Guide“ in einem Jahr geschrieben, das für uns alle sehr schwierig und unsicher war, um mir selbst ein wenig Freude zu bereiten, und das würde ich gerne weitergeben.“

 

Kitty Talbot ist jung, hübsch und clever – leider aber auch arm wie eine Kirchenmaus. Als ihr Verlobter sie sitzen lässt, stehen Kitty und ihre vier Schwestern vor dem Ruin, denn die Spielschulden ihres verstorbenen Vaters können sie aus eigener Kraft niemals begleichen. Also wagt Kitty sich für ihre Schwestern auf das gefährlichste Schlachtfeld im England des Jahres 1818: die Bälle der Lords und Ladys in London. Obwohl die unkonventionelle Kitty sich mindestens so viele Feinde wie Freunde macht, erliegt bald ein märchenhaft reicher Junggeselle ihrem Charme. Doch dessen älterer Bruder, Lord Radcliffe, durchschaut Kittys Spiel und unternimmt alles, um eine Hochzeit zu verhindern. Eigentlich wäre Lord Radcliffe ein wunderbar ebenbürtiger Gegner für Kitty – hätte die Liebe nicht längst ihre eigenen Pläne …

Knaur  –  Taschenbuch – 370 Seiten – 12,99 € – ISBN 978-3-426-52918-8