Death of a Ladies‘ Man, so hieß auch Leonard Cohens fünftes Studioalbum, ein umstrittenes Werk, sowohl von Cohen selbst als auch von vielen seiner Fans beanstandet. So wird wahrscheinlich auch dieser gleichnamige Nischenfilm gesehen werden. Entweder man ist hellauf begeistert, wie ich es bin oder man schüttelt den Kopf. Denn die Geschichte ist bizarr, melancholisch und was den Tod angeht, von einer fast unheimlichen Leichtigkeit. Grandios umgesetzt durch die enorme schauspielerische Leistungen von Gabriel Byrne, der meines Erachtens im Erscheinungsbild große Ähnlichkeit mit Leonard Cohen hat, aber auch von Jessica Paré, der späten Liebe und Brian Gleeson, der den Vater des trinkfesten College-Professors spielt.
So wird nicht nur die Geschichte des sterbenden Ladies‘ Man Samuel erzählt, sie wird auch besungen, von Cohen selbst, denn die Musik seines gleichnamigen Albums ist wie ein weiteres Mitglied des Filmcast. Großartige, skurrile und in ihrer Gesamtfassung fast geniale Filmkunst.
Samuel ist ein funktionierender Alkoholiker, College Professor, geschieden, hat zwei erwachsene Kinder und eine neu junge, wunderschöne Frau. Nur die erwischt er mit einem jüngeren Mann im Bett. So steht er im letzten Drittel seines Lebens vor einer weiteren Scheidung.
Genau in dieser Zeit beginnen bei ihm Halluzinationen. Sein bereits seit Jahrzehnten toter Vater wartet in der leeren Wohnung auf ihn, um mit ihm über das Leben und die Liebe zu philosophieren. Auf einem seiner Streifzüge durch die Bars und Clubs begleitet ihn Frankensteins Monster als unterhaltsamer Saufkumpan und plötzlich hat die Kellnerin im Restaurant einen Tigerkopf.
Samuel ist eher irritiert durch die Erscheinungen als besorgt, dennoch macht sich der charmante Playboy auf zum Arzt. Eigentlich erwartet er, dass die Fantasiebilder dem jahrelangen Alkoholmissbrauch geschuldet sind. Umso erstaunter ist er, als ein inoperabler Tumor festgestellt wird, der ihm mit etwas Glück ein letztes Jahr Leben erlaubt.
Für Sam eine Nachricht, die erst einmal gar nicht richtig bei ihm ankommt. Und wo ihn vorher der Alkohol in eine egoistische Selbstspirale drängte, so ist es jetzt die Aussicht zu sterben. Ohne seine Kinder weiter zu informieren, geht er zurück nach Irland in das Haus seines Vaters, um ein Buch zu schreiben. Dessen Geist wartet auch schon auf ihn, um ihn zur Seite zu stehen. Doch dort lernt er Charlotte kennen und lieben. Ein wilder letzter Frühling für den Sterbenden.
Als jedoch seine Tochter vor der Tür steht, mit großen Problemen im Schlepptau, geht er seinen Alkoholismus an. Und am Ende schreibt er wirklich sein Buch. Doch der Tod gerät irgendwie ins Abseits, bis er so plötzlich kommt, dass selbst Samuel fragt: „Das war es jetzt?“
Es ist nicht nur die irre Geschichte und der göttliche Gabriel Byrne, es ist vor allem die Atmosphäre und Musik, von der dieser Film lebt. Die Leichtigkeit des „Seins“ und des nicht mehr „Seins“, hat mich einfach fasziniert und ein fast befreiendes Gefühl hinterlassen.
Regie: Matt Bissonnette
Mit: Gabriel Byrne, Jessica Paré, Brian Gleeson, Suzanne Clément, Antoine Olivier Pilon
Originaltitel: DEATH OF A LADIES‘ MAN, Land: Kanada, Irland, Jahr: 2020
Genre: Drama, Komödie
Laufzeit: 97 Min.
Sprachfassung: dtF, OmU
Format: DCP, Blu-ray
Kinostart: 07.04.2022
FSK: 16
Pressebetreuung: Film Meuser
Die fünf Szenenfotos wurden freundlicherweise honorarfrei vom MFA+ Film Distribution zur Verfügung gestellt und werden einen Monat nach Erscheinen der Rezension wieder gelöscht.