Stefan Rebenich: Der Kultivierte Gärtner

Ein Gartenbuch der besonderen Art. Und das in jeder Hinsicht. Die verspielt, elegante Aufmachung könnte nicht gegensätzlicher sein zu der klaren Strukturierung des Inhalts. Hier schreibt der Akademiker. Als Professor wahrscheinlich Kummer mit den Studierenden gewohnt, gibt Stefan Rebenich eine „hinführende“ Einleitung. Seinen philosophischen Exkursionen hinke ich manchmal etwas hinterher und muss mich anderweitig schlaumachen. Das schreckt mich nicht ab, im Gegenteil, es spornt mich an und sehr schnell wird mir klar, was für einen Schatz ich in Händen halte. Es ist ein Buch, das mich künftig begleiten wird, griffbereit, um immer wieder etwas nachzulesen oder auch um ein wenig zu blättern. Schon der Aufmachung wegen. Es ist ein haptisches Vergnügen über die glatten Seiten zu streichen und das Auge erfreut sich an den zartgrünen Illustrationen. Dankenswerterweise hat der Autor gänzlich auf Fotos verzichtet.  Und nebenbei erfahre ich viel Wissens- und Überdenken Wertes. Wie etwa der Satz: Der Garten ist der Spiegel unserer Seele. Oder, dass der Garten nicht kurzfristigen Moden unterworfen sein sollte. Und, dass ich von keinem so viel für meinen Garten lernen kann, wie von Vincent van Gogh: „Ich suche jetzt das Wesentliche zu übersteigern und das Alltägliche absichtlich vage zu belassen.“

Stefan Rebenich, geboren 1961, studierte von 1980 bis 1985 Klassische Philologie und Geschichte an der Universität Mannheim sowie Alte Geschichte an der Universität Oxford. 2003 wurde Rebenich Professor für Alte Geschichte an der Universität Bielefeld. 2005 wechselte er auf einen Lehrstuhl für Alte Geschichte und Rezeptionsgeschichte der Antike bis in das 20. Jahrhundert an die Universität Bern. Er schreibt für die NZZ, SZ und FAZ.

Mit großer Liebe zur Gartenkunst und mit beeindruckender Kenntnis ihrer Geschichte erkundet Stefan Rebenich die grandiose Vielfalt der Gartenfreuden auf der ganzen Welt. Überzeugend würdigt er den Garten als befreienden und schöpferischen Lebensraum. Stefan Rebenich, leidenschaftlicher Gärtner und Gartenjournalist von Rang, führt uns auf eine unterhaltsame wie informative Reise durch die Welt der Gärten: Sachkundig präsentiert er elegante Pflanzenporträts und zeigt uns den ganzen Reichtum der Gartenfreuden. Unter der Führung dieses Kenners erkunden wir bekannte und weniger bekannte Gartenparadiese in Europa und Übersee. Auf höchst originelle Weise zeigt er, welche beeindruckenden Spuren die Sehnsucht nach Gartenlandschaften in der Geschichte der Menschheit hinterlassen hat – von den frühen Hochkulturen bis in unsere heutige Zeit. Und er erinnert uns daran, wie sehr Literatur und Malerei unsere Erfahrungen und Wahrnehmungen des Gartens geprägt haben. Zugleich wirft der Autor einen kritischen Blick auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen wie die neuen Medien und ihre Auswirkungen auf unsere Gärten. Dabei vergisst er nicht, auch manchen praktischen Rat zu geben. Ein kurzweiliges und kultiviertes Lesevergnügen über die Gartenkunst.

Klett-Cotta Verlag  –  Gebunden – 208 Seiten –  €26,00 – ISBN 978-3-608-98634-1