Lisa Graf: Dallmayr, Der Traum vom schönen Leben

Bravo! DALLMAYR Der Traum vom schönen Leben ist das, was man heutzutage gern einen „page turner“ nennt: ein fesselnder Roman. Der erste Band und Einstieg in die spannende Familiengeschichte umfasst den Zeitraum von Februar 1897 bis Dezember 1899. Lisa Graf beherrscht die Kunst der Unterhaltung. Es gelingt ihr immer wieder die unterschiedlichen Erzählstränge auf elegante Weise zu verknüpfen und sie dann gekonnt aufzulösen. Die Geschichte um den Feinkostladen Dallmayr ist Dank umfangreicher Recherchen plausibel und spannend. Die richtige Würze tragen die Protagonisten bei. Die Autorin hat die Charaktere fein ausgearbeitet, die Figuren sind lebendig, ausgestattet mit optischen und charakterlichen Vorzügen und Unzulänglichkeiten, was sie authentisch macht. Da wird nichts ausgelassen. Intrigen, Leidenschaft, Lügen, Ungehorsam. Wie im richtigen Leben ist Therese Randlkofer gefordert, seit sie nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes nicht nur Mutter, sondern Familienoberhaupt und Chefin des Familienunternehmens ist. Sie muss sich gegen den missgünstigen Schwager und die Vorbehalte der männerdominierten Geschäftswelt im München der Jahrhundertwende durchsetzen und nebenbei ihre Kinder Hermann, Elsa und Paul auf den richtigen Weg bringen sowie das Personal ausbilden und fördern. Umsichtig und mit erstaunlicher Weitsicht führt sie das Dallmayr, setzt in jeder Hinsicht auf Qualität – nur die beste Ware kommt ins Geschäft und nur das Beste Personal kümmert sich um die Wünsche der Kundschaft – und sie setzt auf Expansion. Neben den privaten, menschlichen Aspekten thematisiert Lisa Graf auch wirtschaftliche, politische und kulturelle Zusammenhänge jener Zeit, sodass ein umfangreiches Gesamtbild entsteht. Die Autorin schreibt flott und bildhaft und die kulinarischen Beschreibungen lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Am Ende gibt es für mich nur eine Frage: Wie geht es weiter?

Lisa Graf
Foto: Carina Engle

Lisa Graf ist in Passau geboren. Nach Stationen in München und Südspanien schlägt sie gerade Wurzeln im Berchtesgadener Land. Als Hobbybäckerin hat sie eine Schwäche für Trüffelpralinen und liebt Zitronensorbet mit Champagner. Mit ihrem grandiosen Familiensaga-Auftakt entführt sie ihre Leserinnen ins München der Jahrhundertwende und verzaubert mit einer wunderbaren Familiengeschichte rund um den Feinkostladen Dallmayr.

München 1897. Anton und Therese Randlkofer führen den beliebten Feinkostladen Dallmayr in der Dienerstraße. Während die Gutsituierten erlesene Pralinen, honigsüße Früchte und exquisiten Kaffee probieren, träumen vor den prachtvoll dekorierten Schaufenstern die einfachen Bürger vom schönen Leben. Ein jeder möchte Kunde im Dallmayr sein. Doch dem glanzvollen Aufstieg des Familienunternehmens droht ein jähes Ende, als Patriarch Anton ganz unerwartet verstirbt. Schon wenige Tage später beginnt sein Bruder Max zu intrigieren, um das florierende Geschäft unrechtmäßig an sich zu reißen. Entschlossen, ihm das Feld nicht kampflos zu überlassen, setzt sich Therese an die Spitze des Unternehmens. Noch weiß sie nicht, dass auch in den eigenen vier Wänden Geheimnisse lauern …

Akribisch recherchiert, mitreißend geschrieben – Lisa Graf entführt ihre Leserinnen in diesem wunderschön ausgestatteten Paperback-Roman ins München der Jahrhundertwende. Perfekt zum Schwelgen und Genießen!

Lisa Graf: Dallmayr, Der Traum vom schönen Leben, Penguin Verlag  –  Taschenbuch – 640 Seiten ISBN 978-3-3286-0204-0, 15,00 €