Es ist nicht das erste Buch, das von einem/er CIA-Agenten/in veröffentlicht wurde. Jedoch für mich das erste wirklich beeindruckende Buch, geschrieben von einer Spionin. Amaryllis Fox ist nicht nur hochintelligent, sie versteht es auch ihr Leben so zu beschreiben, dass man als Leser jeden Schritt mit ihr tut. Mit einem großartigen Schreibstil führt uns die Autorin völlig unaufgeregt in ihr damaliges Leben als CIA-Agentin. Ein Leben, für welches das Wort aufregend das falsche Wort wäre. Amaryllis Fox beschreibt ihre Tätigkeit bei der CIA ohne jegliches Heldenepos, als das was es war: beängstigend, furchtbar stressvoll und lebensgefährlich.
Der Central Intelligence Agency hängt nicht der beste Ruf an, doch Amaryllis Fox macht ein bisschen gut an dem Bild. Ich als Leser habe der Autorin jedenfalls alle Gründe, warum sie zur Agency ging und diese dann auch wieder verlassen hat, abgenommen.
Eines der besten Autobiographien aus dem Agenten-Milieu, die ich je gelesen habe.
Fotocopyright: Brent Bolthouse
Amaryllis Fox wurde 1980 als Tochter einer englischen Schauspielerin und eines US- amerikanischen Managers in New York geboren. Fox studierte in Oxford und entwickelte an der Georgetown University einen Algorithmus zur Vorhersage von terroristischen Anschlägen. Als Undercover-Agentin wurde sie von der CIA nach China geschickt, getarnt als Händlerin fernöstlicher Kunstwerke. Von dort aus hatte sie Einsätze auf der ganzen Welt. Seit dem Weggang von der CIA arbeitet Fox als Friedensaktivistin, sie engagiert sich für NGOs und hält weltweit Vorträge zum Thema Friedenswahrung. Sie lebt mit ihrer Familie in San Francisco.
Nach einem kurzen Abriss durch ihre Kindheit, die durchaus notwendig ist, um ihre später Gesinnung zu verstehen, beschreibt Amaryllis Fox ihren ersten Einsatz. Doch es ist kein Einsatz für die CIA, es ist ihr ganz persönliches Anliegen. Da sie ihre Abschlussarbeit über Aung San Kyi und die politische Situation in Burma geschrieben hat, reist sie gleich nach ihrem Abschluss nach Thailand. Dort leistet sie Hilfe in den Camps burmesischer Flüchtlinge und lernt den Dissidenten Min Zin kennen. Sie engagiert sich für die Freiheitsbemühungen und unternimmt unter falscher Identität eine Reise nach Burma. Sie will Nachrichten überbringen, der die brutal niedergeschlagene Revolte der Studenten von 1988 am 9.9.1999 wiederholen soll. Alle Flüchtlinge und Dissidenten hoffen, mit einem gewaltfreien Aufstand, die Militärregierung zum Abdanken zu zwingen. Doch die Sache wird verraten und bei einem effektiven Präventivschlag werden mehrere Hundert Personen verhaftet. Amaryllis und ihr falscher Ehemann jedoch lassen sich nicht entmutigen und gehen das Risiko ein, die unter Hausarrest stehende Aung San Kyi aufzusuchen. Mit ihr führen sie ein Interview. Den Film kann die junge amerikanische Studentin trotz Verhöre und kurzfristiger Verhaftung aus dem Land schmuggeln.
Während ihres Studiums in Oxford versucht der englische Geheimdienst die junge, mutige Studentin zu rekrutieren, doch sie lehnt ab. Erst als sie 9/11 in Washington erleben muss und ein ihr bekannter Journalist Danny Pearl in Karatschi gekidnappt und getötet wird, weiß sie endlich, dass sie sich selbst gegen den Terror stellen muss. Zurück in den USA entwickelt sie an der Georgetown University einen Algorithmus für die Vorhersage von Terroranschlägen. In dem Moment wird die CIA auf sie aufmerksam. Sie fängt dort aus Überzeugung, gegen den Terror auf der Welt vorgehen zu müssen, an zu arbeiten. Die erste Zeit verbringt sie als Analystin und Nicht-Operative Agentin am Schreibtisch. Doch ihr Potential wird gesehen und man schickt sie auf die Farm zu einer der härtesten Ausbildung für operative Undercover-Agenten. Mit dem Rüstzeug versehen, nimmt sie auf der ganzen Welt an Tarneinsätzen teil, die das Ziel haben, Waffen für Terroranschläge aus dem Verkehr zu ziehen. Vor allem geht es um atomares Material. Dabei verhandelt sie nicht nur mit Waffenschiebern, auch direkt mit IS-Führern und ist als getarnte Waffenkäuferin und als Mensch überraschend erfolgreich.
Eine ganz erstaunliche Geschichte. Mich wunderte dabei, wie offen die Ex-Agentin über ihre Einsätze und die Interna der CIA spricht. Doch es muss den Tatsachen entsprechen, sonst hätte sie nie die Freigabe des Geheimdienstes für dieses Buch bekommen. Amaryllis Fox hinterlässt den Eindruck, dass es noch hochintelligente Idealisten bei der CIA gibt. Dann hoffen wir, bleibt das auch so, trotz eines Präsidenten, der genau das Gegenteil repräsentiert.
Ein unbedingtes „Muss“ für Leser, die sich für diese Thematik interessiert oder auch nur mal reinriechen wollen. Das Buch ist spannend wie ein Roman und trotzdem sehr nachdenklich.
Life Undercover, Als Agentin bei der CIA, Hanserblau, Hardcover, 265 Seiten, ISBN 978-3-446-26422-9, Euro 20,00.