Goldkind gehört nicht zu den Büchern der leichten Unterhaltung. Es ist ein eher düsteres Buch, jedoch so spannend und zum Teil verstörend, dass man es nicht aus der Hand legen kann. Dabei dreht sich die in Trinidad spielende Geschichte, um die Entscheidung eines Vaters, ob er eines seiner Söhne für das Wohl des anderen Sohns Opfer soll oder nicht. Es geht um die fürchterliche Armut in einem so schönen Land, der man nur mit Bildung entkommen kann. Doch diese Bildung kostet Geld, es reicht nicht aus, nur talentiert zu sein. Die einfühlsame Familiengeschichte ist mehr als eine Geschichte, sie wird zu einer Herausforderung, die den Leser zu einer moralisch und ethisch-sittlichen Bewertung zwingt. Für einen Debütroman ist dieses Buch einfach nur grandios!
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Claire Adam wurde in Trinidad geboren, wo sie auch aufwuchs. Sie studierte Physik an der Brown University in Rhode Island und erwarb später einen Master in Creative Writing am Goldsmith College der University of London, der Stadt, in der sie auch heute lebt. Für ihren Debütroman Goldkind wurde sie 2019 mit dem Desmond Elliot Prize ausgezeichnet.
Die Geschichte beginnt mit dem Verschwinden von Paul. Mal wieder ist der schwierige Paul, der Unruhestifter der Teenager-Zwillinge im Busch unterwegs. Doch dieses Mal kommt er abends nicht nach Hause. Sein Bruder Peter ist ein kleines Genie, höflich, ruhig und mehr als nur talentiert, wenn es ums Lernen geht. Er saugt alles auf wie ein Schwamm, will wissen und ist fleißig. Paul hingegen scheint das alles nicht zu interessieren, denn er sieht die Welt mit anderen Augen, die sein Vater Clyde und seine Mutter Joy nicht verstehen. Darum ist Clyde verärgert, als er in den Busch losziehen muss, um den Störenfried zu suchen. Doch er findet Paul nicht, der Junge ist verschwunden. Als sich dann Erpresser mit einer ungeheuren Forderung an Clyde wenden, steht er vor der Entscheidung seines Lebens. Ein Kind gegen das andere. Doch ist die Entscheidung wirklich Kind gegen Kind oder ist es nicht viel mehr ein gutes Leben gegen gar kein Leben.
Der Roman besticht mit den wunderschönen Beschreibungen von Trinidad, der Heimat von Claire Adams. Aber auch den erdrückenden Nöten, sozialen Verflechtungen und der kriminellen Gewalt in dem Land. Die Geschichte ist emotional verwirrend, macht einen fassungslos und geht dann wieder zu Herzen, wenn die Rückblenden vor allem von Paul berichten. Dem Jungen der anders ist, doch eigentlich nicht so schlecht und störrisch, wie sein Vater ihn immer gesehen hat.
Tolle anspruchsvolle Unterhaltung. Ich bin davon überzeugt, dass wir im Laufe der Zeit noch viel von Claire Adam hören werden.
Goldkind, Claire Adam, Hoffmann und Campe, gebunden, 272 Seiten, ISBN 978-3-455-00598-1, Euro 23,00.