Gastrezension: Rolf Meier-Lenz, Berlin
Der Roman handelt von einem vom Abriss bedrohten Mietshaus im Osten Berlins. Die Immobilieneigner treffen auf eine eigenwillige und wehrhafte Haus- und Schicksalsgemeinschaft. In ihrem klugen, spannenden sowie hochaktuellen Debütroman schlägt Synke Köhler eine thematische Brücke von der Vorwendezeit ins moderne, durchgentrifizierte Berlin.
Synke Köhler geboren in Dresden, Psychologiediplom, Grafikerin, Studium an der Drehbuchwerkstatt München und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2011 veröffentlichte sie den Lyrikband „Waldoffen„ und 2016 Erzählungen unter dem Titel „Kameraübungen„. Sie erhielt Auszeichnungen und Stipendien, darunter den Wartholz-Newcomer-Preis und den 2. Preis des Würth-Literaturpreises. Für die Arbeit an diesem Roman wurde sie unter anderem mit dem Lüneburger Heinrich-Heine-Stipendium und dem Aufenthaltsstipendium im Alfred-Döblin-Haus in Wewelsflrth unterstützt.
Dinge laufen aus dem Ruder. Bäume werden gefällt. Der Müll wird nicht mehr abgeholt. Die Keller werden gegen den Willen der Mieter geräumt. Die Marner Straße war immer eine Insel der Alteingesessenen im längst gentrifizierten Prenzlauer Berg. Aber jetzt sind auch sie an der Reihe. Dieter Sonntag organisiert den Widerstand, seine Frau träumt dagegen von einer Wohnung mit Balkon. Die Schweizers treffen sich heimlich mit der Hausverwalterin, Markus Amreiter, der Journalist, hat schon eine Exit-Strategie parat. Und die Studentin Kathleen will sich aus allem raushalten. Nur Grozki, der einstige DDR-Rockstar, bringt mit seinen anarchistischen Aktionen alle richtig auf Touren. Am Ende liegt ein Haus in Trümmern und eine Leiche im Abraumschutt. Die Autorin Synke Köhler nähert sich den Figuren mal mit Empathie, mal mit tragikomischer Distanz. Ihr Roman ist bissig, hintergründig, melancholisch und stellt eine alte Frage neu: Wem gehört die Stadt, und wie wollen wir leben? Inspiriert wurde sie zu diesem Roman durch Freunde die solche Entmietungen in Berlin erlebt haben. Synke Köhler lebt in Berlin-Friedrichshain und ist inzwischen selbst von Verdrängung bedroht und unfreiwillig zur Mietaktivistin avanciert.
Synke Köhler `´ Die Entmieteten`´ ist im Satyr Verlag, Berlin, Hardcover, 250 Seiten, ISBN: 978-3-947106-31-8, € 23.- E-Book 16,99 Euro