
cAlex de Palma
Benjamin Myers zieht mich mit seiner schlanken, fast schnörkellosen Geschichte „Strandgut“, die aus Sicht der beiden Protagonisten Earlon »Bucky« Bronco, einem amerikanischen Soulsänger und der Britin Dinah, einem Soulsuperfan, erzählt wird in seinen Bann. Ganz ohne Pathos und Klimbim und ohne ins Triviale abzurutschen oder in Kitsch zu versinken. Zwei verlorene Seelen, die einen Halt bräuchten, haben sich mit ihrem Leben arrangiert und keine Erwartungen mehr. Earlon »Bucky« Bronco ist ein menschliches Wrack. Obwohl erst 70, dümpelt er nach dem Tod seiner Frau vor sich hin und wartet, vollgepumpt mit opiathaltigen Schmerztabletten gegen seine schmerzenden Knochen, auf den Tod. Nur – so leicht stirbt es sich nicht. Vor allem, wenn plötzlich und unerwartet eine Einladung – samt großzügigem Honorar – zum britischen Scarborough Soul Weekend in sein bescheidenes Weiterlesen


„Die Welt gewinnen“ ist ein interessantes, lesenswertes und vor allem sehr persönliches Buch der Autorin Kathrin Hartmann. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass Hartmann die Ich-Erzähler- Rolle übernimmt und der Eindruck entsteht, dass ich in ihrem Tagebuch lese. Man spürt, dass ihr das Thema, das sie seit vielen Jahren begleitet, am Herzen liegt. Anders als in ihren vorangegangenen Veröffentlichungen legt sie im aktuellen Buch weniger den Finger in die Wunde, sondern zeigt auf, wie erfolgreich Privatinitiativen sein können. Es wird denjenigen eine Stimme verliehen, die nicht dank ihrer Prominenz, ihres Wohlstandes oder ihrer Macht sich leicht Gehör verschaffen können. Es geht um Menschen, die
592 Seiten oder laut meiner Digitalwaage 911 g Geschichte. Die Geschichte eines Mannes, einer Familie, die sehr eng mit der deutschen Vor- und Nachkriegsgeschichte verbunden ist, denn obschon Literaturnobel-Preisträger und davon gibt es immerhin nur 10 deutsche Schriftsteller: innen, musste Thomas Mann 1933 die Gelegenheit während einer Vortragsreise nutzen und ins Schweizer Exil gehen, galt er als einer der schärfsten Kritiker Hitlers. Von dort wanderte die Familie 1938 in die USA aus. Der New York Times sagte Mann am 22. Februar 1938: „Es [das Exil] ist schwer zu ertragen. Aber was es leichter macht, ist die Vergegenwärtigung der vergifteten Atmosphäre, die in Deutschland herrscht. Das macht es leichter, weil man in Wirklichkeit nichts verliert. Wo ich bin, ist Deutschland. Ich trage meine deutsche Kultur in mir. Ich lebe im Kontakt mit der Welt und ich betrachte mich selbst nicht als gefallenen Menschen.“ 
Ein Unfall unverschuldet und doch belastet es dich. Wie verändert sich dein Leben, auch wenn du unverschuldet einen Unfall verursacht hast mit Personenschaden oder sogar Todesfolge? Wie gehst du damit um? Einfach weiter so oder bekommst du die Situation nicht aus dem Kopf? Kannst du schlafen oder reißen dich die Alpträume jede Nacht aus dem Schlaf? Wie sehen dich Familie, Freunde und Kollegen? Bekommst du Zuspruch oder wirst du gemieden? Man tuschelt über dich oder mobbt dich sogar. Du konntest doch gar nichts dafür. Das hatte die Polizei doch auch bestätigt. Wir sind im Anfang von Chris Warnats Debütroman „Fünfzehn Sekunden“. Ein mehr als gelungener Auftakt, den man sehr gut nachvollziehen kann. Jeden kann es treffen. Doch hofft man bei jeder Autofahrt, dass einem so etwas nie passiert.
2125 Die Zukunft der Menschheit, ein spannendes Gedankenspiel – eine interessante Aufgabe für die Schülerinnen und Schüler des Marburger Gymnasiums „Philippinum“. Die Idee zu diesem Schreibprojekt hatte der Verleger Markus Karsten vom Westend Verlag. Und auch wenn er sich lange gedulden musste, bis es zur Umsetzung der Idee kam, hielt er an der Idee fest, holte Frank Scholze, Generaldirektor der Deutschen Nationalbibliothek und Christian Steiner, Studienrat am Philippinum mit ins Boot und ermöglichte damit das vorliegende Buch.
Definitiv hinterlässt das Buch etwas beim Leser und man denkt doch noch einmal darüber nach, obwohl man es eigentlich nicht möchte. Es ist kein leichter Stoff, sondern die Geschichte von vier Menschen, die ein völlig unerfülltes und belangloses Leben führen mussten. Zwei von ihnen, weil sie schwule Männer sind und das in China der Achtziger nicht nur ein Tabu ist, sondern tödliche Folgen haben kann. Und zwei Frauen, die als Ehefrauen der sogenannten Sissys ein Leben in Kauf nehmen mussten, das voller verletztem Stolz, schlechtem Gewissen und unerfüllter Liebe ist. Selbst, als sie nach Amerika immigrieren, ändert sich nichts daran. Erst am Ende ihres verbrauchten Lebens stellen die beiden Frauen sich ihren Lebenslügen, eine zerbricht daran, die andere findet einen eigenartigen Frieden.