Geht so, Beatriz Serrano

In ihrer Danksagung zitiert die Autorin, Beatriz Serrano, einer ihrer Freundinnen. Manu sagt zu dem Roman: »Das hier ist echt geile Scheiße« Sagen wir mal so, wenn ich dreißig Jahre jünger wäre, würde ich das wohl auch sagen. Denn eines ist die Geschichte bestimmt: Völlig abgedreht.

Im Endeffekt wird über das Leben einer jungen, aber bereits völlig depressiven Frau berichtet, die sich nur mit Beruhigungspillen, Alkohol oder Joints über Wasser hält. Außerdem ist sie Internet, in ihrem Fall Youtube süchtig. Der morgendliche Gang ins Büro wird zur Sisyphos-Arbeit. Die Meetings in der Werbeagentur zum Alien-Treff und immer ist sie die außenstehende Beobachterin. Sie hangelt sich durch, träumt von einem Wegeunfall, sodass sie nie wieder arbeiten muss. Aber ein Tag reiht sich an den anderen und nur ihre Wochenenden geben Erlösung. Bis zu dem Wochenende, an dem ein Betriebs- und Motivationsausflug geplant ist. Mit genug Drogen, um das zu überstehen, sitzt Marisa im Bus. Umzingelt von ihren Zombie-Kollegen heißt es dann nur, es geht ums Überleben.

Der Roman ist natürlich nicht nur spritzig und komisch, denn man darf nicht vergessen er beschreibt einen Burn-out, eine Angststörung und verdammt viel Einsamkeit. Jedoch nimmt die Geschichte am Ende eine derart lustige Wendung, dass man bei der Protagonistin sogar den Verlust von drei Fingern akzeptiert.

Eine neue junge Geschichte einer Autorin, die weiß wovon sie spricht oder eine exzellente Beobachterin ist.

Autorinnenfoto: Copyright ® Andrea Casino

Beatriz Serrano, geboren 1989, studierte Journalismus an der Complutense Universität in Madrid und schrieb für Medien wieBuzzFeed,Vanity Fair,GQ,Harper’s BazaaroderVogue. Derzeit arbeitet sie fürEl País. Zusammen mit dem Schriftsteller Guillermo Alonso ist sie Host des PodcastsArsénico Caviar, der 2023 mit demOndas-Preisals bester Gesprächspodcast ausgezeichnet wurde. Beatriz Serrano lebt in Madrid.

Werbetext vom Eichborn Verlag:

»Marisa ist mit den Nerven am Ende. Ihr Bullshit-Job in einer Madrider Werbeagentur, in dem sie nur durch Zufall gelandet ist, langweilt sie zu Tode, und das tägliche Hamsterrad des Angestelltendaseins erträgt sie nur noch, indem sie ihre Sinne mit einer Mischung aus bizarren YouTube-Videos und Beruhigungsmitteln betäubt. Als ein Teambuilding-Wochenende ansteht, gerät Marisas Angststörung völlig außer Kontrolle. Allmählich zeigen sich Risse in ihrer sorgsam aufrechterhaltenen Fassade – und die Idee, auf den Firmenausflug diverse Drogen mitzunehmen, trägt vielleicht nicht unbedingt dazu bei, ihr Leben wieder in geordnetere Bahnen zu lenken …«

Um noch einmal ganz kurz ernst zu werden, bei dieser Geschichte: Klar gab es Burn-out, Nervenzusammenbrüche oder innere Kündigungen schon immer. Wir nannten sie Lebenskrisen, und wenn davon zu viele auf einmal kamen, dann schleppte man sich in Therapie, um den Status quo wieder herstellen zu können. Jedoch scheint Marisa ihren Status quo nicht einmal zu kennen. Denn YouTube Videos den ganzen Tag können es auch nicht sein. So ironisch und witzig sie am Ende den Absprung schafft, hoffe ich persönlich, sie sucht sich einfach einen anderen Job. Vielleicht was mit Kunst 😉.

Gute Unterhaltung aus Spanien, ich bin gespannt, was wir noch von Beatrize Serrano zu Lesen bekommen.

Geht so, Beatriz Serrano, Eichborn Verlag, gebundenes Buch, Seiten 240, ISBN 978-3-8479-0212-6, Buch Euro 22,00, Neuerscheinung 28.03.2025, aus dem Spanischen von Christina Quandt.

 

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