Kohle, Stahl und Mord, Das 13. Opfer, Elin Akay und Jana Fäller ermitteln

Ich glaube nicht, dass man wie ich aus dem Pott sein muss, um diese, Krimi zu lieben. Klar hilft es aus Castrop-Rauxel zu kommen, wo mein Oppa nach dem Krieg noch auf Zeche Viktor Kumpel war. Wo ich als Sechsjährige morgens sauber und adrett zu Frau Kuptschicks Laden ging und gegen Mittag dreckig war vom Ruß ausse Schlote. Klar, wenn man das kennt, ist man in dem Roman Kohle, Stahl und Mord vom ersten Satz an zu Hause, auch wenn ich mehr als fünfzig Jahre von Zuhause fort bin.

Dennoch liebe Leser lassen Sie sich fangen in einer Atmosphäre aus Kohle, Staub und Freundschaft. Es geht um die Grube, um Kumpels, um Ruhrpott Kneipen, um die Vergangenheit und den Zusammenhalt der Kumpels im Berg vor vierunddreißig Jahren. Es geht um ein Unglück, bei dem zwölf Männer der Zeche Ludwig in Essen ihr Leben verloren aber nie gefunden wurden. Das wandernde Dutzend genannt. Als der alte Steiger Werner wieder auf Ludwig einfährt, geht es nur um eine Überprüfung der Elektrik, damit das zukünftige Bergbaumuseum auf Sohle sieben in tausend Meter Tiefe endlich gebaut werden kann. Der junge Mann an seiner Seite ist ein Frischling und weiß nicht, dass Werner einer der Überlebenden des damaligen Unglücks ist. Kaum sind sie unten, bebt der Berg. Wassereinbruch und das Leben hängt am seidenen Faden. Der Berg ist gnädig zu den beiden, doch spült Leichen auf die Sohle sieben. Die Knochen des wandernden Dutzends wurden endlich freigegeben, doch der Schädel, der vor Werner liegt, ist Nummer dreizehn und hat ein Einschussloch.

Eine tolle Story, mit viel Hintergrund über die Zechen, die Kumpel und den Kohleabbau. Woran ich mich als Kind erinnere, ist alles haargenau getroffen, als wäre es gestern passiert. Dazu kommt eine spannende Ermittlung, die sowohl in der Gegenwart spielt als auch ergreifende Rückblicke auf die jungen Bergmänner und ihre Familien preisgibt. Gelungen, spannend, aktuell und mit Protagonisten, die man einfach lieben muss. Das nenne ich einen richtig guten Regio-Krimi!

Autorenfoto: Copyright ® privat

Martin Conrath ist in Neunkirchen geboren. Nach der Schule machte er zunächst eine Ausbildung zum Schlagzeuger und tourte über 20 Jahre mit Bands und Ensembles durch Deutschland, bevor er sich dem Journalismus zuwandte und  für verschiedene Zeitungen tätig war. Nebenbei arbeitete er als freier Schriftsteller und Personalvermittler und lehrte Journalismus, Stilistik und Kommunikation. Heute schreibt er Krimis und historische Romane und reist um die Welt.

Das wandernde Dutzend, zwölf Bergleute, die nach einem Unglück vor vierunddreißig Jahren nie gefunden wurden, tauchen plötzlich auf. Doch der Berg gab ein Skelett mehr frei, ein Mordopfer mit Kugel im Schädel. Mord verjährt nicht und so ist KHK Elin Akay zuständig und fährt das erste Mal in ihrem Leben in einen Bergwerksschacht ab. Wie beginnt man solch eine alte Mordermittlung, vor allem wenn der Bürgermeister von Essen, damals einer der überlebenden Kumpel des Unglücks war. Also wird es hochpolitisch, aber auch emotional, denn ein weiterer Überlebender war Bernd Fäller, der Vater der Kriminal-Psychologin Jan Fäller. Beste Freundin und gute Kollegin der leitenden Ermittlerin. Alle alten Kumpels, die damals in der Nähe der Unglücksstelle waren, müssen befragt werden. Kein einfaches Unterfangen, denn viele sind verstorben, genau wie Janas Vater, Bernd. Auch er hat seine Gesundheit dem Berg und der Kohle geopfert. Schwer wird es erst für Elin und Jana, als das Opfer identifiziert wird, denn es ist Rudolf Mergent, ein schmieriger Finanzberater, der kurz vor dem Unglück viel Kumpels um ihr hart erspartes Geld und Erbe gebracht hat. Geld mit dem sie eine neue Familie gründen wollten, genau wie Janas Vater. Damit haben fast alle ein Motiv und schwer nachvollziehende Alibis. Vor allem aber wenig Erinnerungen, weil kaum jemand von den Überlebenden sich nach ihrem beinahe Tod psychologische Hilfe holte. Und posttraumatische Belastungsstörungen waren in den Achtziger noch ein Fremdwort.

Ich kann eigentlich gar nichts mehr zu diesem tollen Krimi sagen, als dass er eine absolute Leseempfehlung ist. Wer Freundschaft, Treue und Zusammenhalt unter Mensch liebt, liebt auch diesen Krimi!

Kohle, Stahl und Mord, Das 13. Opfer, Martin Conrath, Rowohlt Verlag, Taschenbuch, Seiten 432, ISBN 978-3-499-01485-7, Buch Euro 14,00, E-Book 9,99 und Hörbuch vom Argon Verlag, erschienen Dezember 2024.

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