Zweifelsohne ist „Meine griechische Dorfküche“ eine Hommage der Autorin an ihre zweite Heimat Griechenland und insbesondere an das Heimatdorf ihrer Mutter. Optisch und grafisch nimmt Elissavet Patrikiou die Lesenden in ihrem neuen Kochbuch direkt mit ins 20. Jahrhundert. Dieser Eindruck wird durch die schwarzweißen Aufnahmen noch verstärkt. Dörfliche Szenen, ältere Frauen in Kittelschürzen, dazu die persönlichen Erinnerungen der Patrikious. Im Norden Deutschlands gab es bereits in den frühen 1970iger Jahren griechische Lokale. Einige der Gerichte kommen mir bekannt vor, vermutlich, weil auch die Küche der ersten griechischen Lokale in Deutschland auf Familienrezepten basierte. Mit den vorliegenden Rezepten kann man sich ein Stück Griechenland, ein bisschen Urlaubsfeeling in die eigene Küche holen. Die Rezepte haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, ein selbstgemachter Filoteig setzt einiges an Fingerspitzengefühl voraus. Die „Dorfküche“ impliziert nicht automatisch, dass es sich um eine einfache, leicht umzusetzende Küche handelt. Allerdings hat sich die Autorin auf alltägliche Gerichte konzentriert. Einige Schmorgerichte wie „Huhn mit Paprika aus dem Ofen“, „Bulgur mit Huhn“ und Fleischspießchen haben es ebenso in die Rezeptauswahl geschafft wie das „Zitronen-Lamm aus dem Ofen mit Kartoffeln“ und „Verheiratete Sardellen“ ein Fischgericht, wie auch der berühmte Fischrogensalat Taramosalata. Freunde der mediterranen, insbesondere der türkischen Küche kennen vielleicht ähnliche Gerichte. Elissavet Patrikiou erklärt, dass viele Griechen, die an der Schwarzmeerküste lebten, gezwungen wurden, die Türkei zu verlassen und nach Griechenland auszuwandern und natürlich ihre Rezepte und Zubereitungsarten mitnahmen. Mit der Autorin teile ich die Begeisterung für „Ausgebackener Blumenkohl mit Joghurt“. Und ob man die Zutaten direkt aus dem eigenen Garten nimmt, auf dem Markt oder im Supermarkt einkauft, bleibt nur zu wünschen, bei der Zubereitung und dem Verzehr auch so ein zufriedenes, glückliches Lächeln auf dem Gesicht zu haben wie die Dorfköniginnen aus Vathylakkos!

Foto: privat
Elissavet Patrikiou ist eine renommierte Food- und Reportage-Fotografin mit griechischen Wurzeln. Ihre Arbeiten werden unter anderem im Stern, Feinschmecker, Effilee veröffentlich und sie ist Fotografin und Autorin mehrerer Kochbücher, zuletzt bei dem israelisch-palästinensischen Kochbuch Kanaan, das auf ihre Initiative zurückgeht. Elissavet Patrikiou ist es bei den Kochbüchern stets wichtig die Rezepte zu verorten, den sozialen Background zu zeigen, wo die Gerichte herkommen oder entstehen. Sie erzählt immer auch die Geschichten der Menschen hinter dem selbstgekochten Essen.
Schon als Kind verbrachte die Autorin Elissavet Patrikiou alle Sommerferien im 500-Seelen-Dorf ihrer Mutter Anastasia. Inmitten dieser Berglandschaft leben wunderbare, starke Frauen und jede von ihnen verbindet sie mit dem Geschmack aus ihrer Kindheit: „Ich liebte es schon als Kind, meine Zeit in den Küchen und auf den Feldern meiner Oma und meiner Tanten zu verbringen: das war mein Meer, in dem ich schwimmen konnte.“ Für dieses Buch hat das halbe Dorf sie mit Rezepten versorgt, gekocht, lauthals diskutiert, welches das bessere ist und sie haben gemeinsam gegessen und getanzt. Ein gutes Essen ist hier ein Lebensgefühl – und das fängt bei der Ernte und Zubereitung an! Auf dem Markt lässt sich die Autorin persönliche Tipps der Bauern und Fischer für die Zubereitung geben, in den kleinen Tavernen kostet sie das Tagesgericht oder lauscht nach der Sonntagsmesse, was es zu Mittag geben wird. All diese Rezepte und Geschichten möchte sie mit diesem Buch teilen!
Südwest Verlag – gebunden – 240 Seiten – 26,00€ – ISBN 978-3-5171-0357-0