Ein gefeiertes und prämiertes Debüt hinzulegen ist eine Sache. Nachzulegen und Publikum, Juroren und Kritiker gleichermaßen zu begeistern ist eine andere Sache – eine Kunst. Beides ist Sara Strömberg gelungen und – wohlgemerkt – Krimifans, keine Thriller Liebhaber, können sich glücklich schätzen, dass dieser neue Stern am schwedischen Krimiautorenhimmel nun übersetzt in Deutschland erhältlich ist. Strömberg beherrscht die Kunst des bildhaften Erzählens, sprachlich überrascht und begeistert sie. In drei Sätzen beschreibt sie Situationen oder Orte wie zum Beispiel ein Maleratelier und alles ist gesagt. Nahezu poetisch sind ihre Landschaftsbeschreibungen und nach wenigen Seiten bin ich eingetaucht in die Welt der Protagonistin Vera Bergström und ihre Geschichte. Nachvollziehbar und logisch entwickelt sich der Plot, Schritt für Schritt wird freigelegt, was letztendlich zur Katastrophe führt und ein Kind zur Waise macht. Überhaupt die Protagonistin… Vermutlich steckt viel von Strömberg in Bergström und mit den gemeinsamen Namensteilen „Ström“ und „Berg“ ist es mit den Gemeinsamkeiten noch nicht getan, sind sie doch beide von Beruf Journalistinnen. Auch wenn Bergströms Stelle in der Lokalredaktion Sparmaßnahmen zum Opfer fällt und sie mittlerweile als Schulbegleitung ihren Lebensunterhalt verdient. Trotz dieses Bruchs in ihrer Vita ist Vera Bergström eine spannende Figur, authentisch, tiefgründig und vielschichtig, neugierig, weil sie es wissen will und das ist eine gute Voraussetzung für eine Journalistin oder Kriminalistin. Aber auch die anderen Charaktere sind sorgfältig ausgearbeitet. Und so ergibt alles zusammen eine kompakte, spannende Geschichte, die mich gefesselt und bis zur letzten Seite gut unterhalten hat.
Die Schwedin Sara Strömberg avancierte in ihrem Heimatland zum Bestseller-Phänomen: Sie wurde 1975 geboren und lebt als Autorin und Journalistin in Östersund. Ihr erster Roman ›Im Unterholz‹ erschien 2021 und wurde von der Schwedischen Krimiakademie zum besten Debüt des Jahres gekürt. 2022 folgte der zweite Band der Serie über die Journalistin Vera Bergström, der von der Schwedischen Krimiakademie als bester Kriminalroman des Jahres ausgezeichnet wurde. Seitdem feiert die Serie überwältigende Erfolge bei Leser*innen und Kritiker*innen; zahlreiche weitere Nominierungen folgten, unter anderem für den Glasnyckeln 2023 – den wichtigsten skandinavischen Krimipreis. Strömbergs Romane wurden alle zu Platz-1-Bestsellern in Schweden; sie werden in zahlreiche Sprachen übersetzt und von den Produzenten der »Millenium«-Reihe verfilmt.
Als in den endlosen Wäldern Schwedens die Elchjagd beginnt, sucht die ehemalige Journalistin Vera Bergström den Schauplatz eines Mordes auf: Unter einem Hochsitz wurde die Leiche einer Frau aufgefunden, die grausam ihr Leben verlor. Während die Polizei auf der Stelle tritt, soll Vera ihrem früheren Zeitungschef die Hintergrundstory zur Tat zu liefern. Doch die Geschichte, die Vera zuerst noch widerwillig aufdeckt, ist weit dunkler als erwartet – und die Vergangenheit des Opfers enger mit Veras Mitmenschen verwoben als ihnen allen lieb ist.
Blanvalet Verlag – Taschenbuch – 432 Seiten – 16,00 € – ISBN 978-3-7645-0861-6
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