Tanzplatz der Toten, Tony Hillermann, Navajo Police-Serie

Bei der Besprechung des zweiten Teils der Serie erwähnte ich, dass die Bücher gerade von Robert Redford und George R. R. Martin als Serie verfilmt wurden. Endlich habe ich die erste Staffel gesehen und es ist eine wahnsinnige Verfilmung. Sie trifft den Ton der Bücher und die Authentizität der beiden Navajo-Polizisten. Die Naturaufnahmen erschlagen einen geradezu und der Rest wird von Cast und Crew beigetragen. Daher möchte ich auch gleich dafür eine Empfehlung weitergeben. ›The Dark Winds‹ ist bereits in englischer Sprache als DVD und Blu-Ray erschienen und kommt bald auch auf Deutsch heraus. Das sollten Sie nicht verpassen°

Jetzt aber zurück zu den Büchern von Tony Hillerman. Das dritte Buch der Reihe, das wir im Eschborner Stadtmagazin besprechen ist ›Der Tanzplatz der Toten‹, ein Joe Leaphorn Standalone. Dieses Mal verschwindet ein vierzehnjähriger Navajo-Teenager auf dem Gebiet der Zuni. Er war mit einem Zuni-Jungen, dem zwölfjährigen Ernesto Cata gut befreundet. Auch dieser Junge erschien nicht in der Schule. Jedoch findet man an dem Platz, an dem sich die beiden immer trafen, Unmengen von Blut. Es ist Catas Blut und der Verdacht des Mordes fällt auf den Navajo-Jungen. Joe Leaphorn soll ihn ausfindig machen. Nur ist der Junge ein ebenso guter Spurenleser und Jäger wie der Polizist und kann sich unsichtbar machten wie ein Geist.

Wie immer sind die Leaphorn und Jimmy Chee Romane spannend, voller indianischer Mystik und geben einen Einblick in die Denkweise der Navajo und Zuni. Viel näher an die Sichtweisen der Navajo Dinè kam wohl kaum ein Weißer als Tony Hillerman. Und er wurde dafür von seinen indigenen Freunden mit dem Spezial Friend of the Diné Award ausgezeichnet.

Autorenfoto: ® Foto Estate of Tony Hillermann

Tony Hillerman (1925-2008) besuchte acht Jahre lang ein Mädchen-Internat für Native Americans, kämpfte im Zweiten Weltkrieg, studierte danach Journalismus und war anschließend als Journalist und Dozent an der University of New Mexico tätig. Für seine Romane um die Navajo-Cops Joe Leaphorn und Jim Chee wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Edgar Allan Poe Award, dem Grandmaster Award, dem Grand Prix de Littérature Policière, dem Special Friend of the Diné Award und dem Agatha Award. Hillermans Romane wurden in siebzehn Sprachen übersetzt.

Einen vierzehnjährigen Jungen im Reservats-Gebiet der Zuni zu finden, sollte für einen erfahrenen Spurenleser wie Joe Leaphorn kein Problem sein. Doch George Bowleg ist nicht nur Navajo, er ist den Geistern der Zuni sehr verbunden und wollte von den Zuno aufgenommen werden. Der kleine Ernesto Cata wollte ihm einen Zugang zu den Ritualen zu Ehren der Kashinas ermöglichen, um ein Teil seines Volkes zu werden. Und es sieht alles so aus, als ob der Mord mit dem kommenden Shalako-Fest im Zusammenhang steht. Dass George Bowlegs Vater kurze Zeit später erschlagen wird, bereitet Leaphorn zusätzlich großes Unbehagen. Er weiß jetzt, dass es jemand auf George abgesehen hat. Die beiden verschwundenen Jungen trieben sich sowohl bei einer Ausgrabungsstelle als auch bei ein paar dubiosen Hippie-Aussteigern rum. Als das FBI sich einmischt, erkennt Joe den Berater wieder, der in deren Schlepptau ermitteln soll. Es ist ein Fachmann für Drogenschmuggel. Hängt der Mord an Ernesto Cata mit all dem zusammen? Durch das Hippie-Mädchen Susie bekommt Joe eine Ahnung, wo er den Navajo-Jungen vielleicht finden kann. Die beiden begeben sich auf die Suche und laufen in eine perfide Falle, die Joe Leaphorn gewaltig auf die Knie zwingt.

Bei den Romanen aus den Reservaten, geschrieben Mitte der Siebziger Jahre, erweckt Hillerman keine geschönte Indianerromantik. Er zeigt das karge, hart Leben der letzten Stämme, die durch Alkohol und Armut zugrunde gehen. Doch viele von ihnen suchen erneut nach den alten Traditionen. Sie lehren ihren Nachkommen wieder ihre Sprache, nachdem man ihnen die Kinder nahm. Für Jahrzehnte wurde einer ganzen Generation nicht nur das Haar abgeschnitten, man zwang sie zum Christentum und versuche, ihnen die Wurzeln zu rauben. Auch Joe Leaphorn war eines dieser Kinder und kennt daher den weißen Mann. Doch tief in seinem inneren ist er immer ein Diné geblieben und beherrscht es daher so perfekt, sich in beiden Welten zu bewegen und zu ermitteln.

Dunkle Winde, Tony Hillerman, Unions Verlag, Taschenbuch, Seiten 256, ISBN: 978-3-293-20956-5, Euro 14,00, Übersetzung Klaus Fröba.

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