Die Autorin Maaza Mengiste ist eine mehrfach preisgekrönte Autorin und nach wenigen Seiten weiß man warum: sie überzeugt mit ihrer einfühlsamen, poetischen Sprache. Sie ist eine ausgezeichnete Romanautorin mit einem vielschichtigen Schreibstil epischen Ausmaßes. Wie ihr Erstlingsroman »Beneath the Lion’s Gaze« spielt auch der vorliegende Roman in Äthiopien, dem früheren Abessinien. Es gelingt ihr, die unterschiedlichen Blickwinkel auf die Kriegstragödie, ihre Auswirkungen sowie ihre kritische Rolle bei den kriegsbedingten Veränderungen der Menschen, einzufangen und die Schicksale der Frauen zu beleuchten, alle wie sie da sind, zeigt auf, was sie erdulden: Missbrauch, Vergewaltigung, aber vor allem ihre Widerstandsfähigkeit und bemerkenswerte Stärke im Krieg, die das Rückgrat dieser Geschichte bilden. Folgerichtig stellt sie eine Frau – die Dienerin Hirut – in den Mittelpunkt des Romans. Mengistes Geschichte ist eine Mischung aus lyrischer und historischer Fiktion und Fakten, die sich auf wenig bekannte Aspekte aus der Zeit vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges fokussieren und Italien unter Mussolini Anstrengungen unternimmt in Äthiopien koloniale Regeln durchzusetzen. Die Charaktere der Autorin sind fein nuanciert und kraftvoll, selbst die beiden hauptsächlichen Italiener. Die Autorin blickt auf beide Seiten, öffnet dem Leser die Augen und provoziert einen Denkprozess.
Maaza Mengiste flüchtete im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern vor der Äthiopischen Revolution. Den Rest ihrer Kindheit verbrachte sie in Nigeria, Kenia und den USA. Sie lebt in New York. 2020 war sie Writer-in-residence am Literaturhaus Zürich.
Brigitte Jakobeit lebt in Hamburg. Sie übersetzt u. a. William Trevor und Patti Smith und wurde mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis ausgezeichnet.
Patricia Klobusiczky übersetzt u.a. William Boyd und Petina Gappah. Sie lebt in Berlin.
Als Mussolini 1935 in Äthiopien einfällt, trifft er auf einen unerwarteten Widerstand: Krankenpflegerinnen, Köchinnen, Dienstmägde. Bereit, sich mit ihren Brüdern und Vätern gegen die Faschisten zu behaupten. Die junge Hirut, eine Waise in den Diensten eines Offiziers von Kaiser Selassie, ist eine von ihnen. Als Selassie sich ins englische Exil flüchtet, droht Äthiopien mit seinem Anführer auch die Hoffnung zu verlieren. Und ausgerechnet Hirut findet einen Weg, das Land zu inspirieren. An der Seite des Schattenkönigs, einem armen Musikanten, der dem Kaiser zum Verwechseln ähnlich sieht, rettet sie ihre Heimat vor der Selbstaufgabe und wird kurz zur Herrin ihres Schicksals.
dtv Verlag – gebunden – 576 Seiten – 25 € – ISBN 978-3-423-28292-5