Oliver Pötsch bekannt durch seine Historienromane, zuletzt „Die Henkerstochter und die Schwarze Madonna“ und nun dazu sein Kochbuch „Das Kochbuch der Henkers-tochter“. Keine Angst, es geht nicht um das letzte Mahl für den Delinquenten. Henker oder Scharfrichter galt im Mittelalter als Beruf und dieser musste sogar vor anderen Scharfrichtern sein Meisterstück abliefern. Hört sich sehr makaber an, aus unserer Sicht war es sicherlich auch so. Versuchen wir es auf die damalige Zeit zu schieben. Obwohl der Scharfrichter ein anerkannter Beruf war, gehörte dieser Personenkreis doch zu den nicht gern gesehen Mitbürgern. In der Kirche mussten sie in der hintersten Ecke sitzen und im Wirtshaus in der dunkelsten Ecke, meist in der Nähe des Aborts. Ebenso galten sie nicht unbedingt als sesshaft, man wanderte in die Orte, indem Aufträge oder Anstellungen zu erwarten waren. Diese Reise oder Wandertätigkeit brachte es mit, dass die Familien aus den verschiedenen Regionen die spezifischen Gerichte mitgebracht haben. Und wenn es sich ergab, dass eine schöne Henkerstochter in einen neuen Ort kam, hat sich schon der eine oder andere Jüngling drin verguckt. Sowie Heinrich Heine zu seiner ersten großen Liebe zum roten Sefchen, der Tochter des Scharfrichters. Und wenn diese dann noch Kochen konnte, war es um den Jüngling geschehen.
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Oliver Pötsch, Jahrgang 1970, arbeite nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayrischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der Henkerstochter-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.
Oliver Pötsch sagt von sich selbst, dass er leidenschaftlich gerne kocht. Da ist es nicht verwunderlich, dass er zu seinen historischen Romanen um die Henkerstochter auch ein Kochbuch kreiert hat. Eine kulinarische Reise vom Mittelalter in die Neuzeit. Kein Versuch unbedingt die alten Rezepturen in den damaligen Stil beizubehalten. Das weiß ich aus Erfahrung, ist nicht mehr unser Geschmack. Es sind Anregungen zu der Henkersmahlzeit. Nicht was sie denken, nicht das letzte Mahl für den Delinquenten. Da der Henker von der Familie des Opfers bezahlt werden musste, und nicht jede Familie genügend Taler hatte, so wurde der Scharfrichter mit der Henkersmahlzeit entlohnt. Das Kochbuch ist historisch angelehnt und aufgeteilt: Bei den einfachen Leuten; Bei den Patriziern; Märkte und Feste; Im Wirtshaus; Im Wald, Allerlei Süßes; Heilkunde und Aus fernen Landen. Besonders die Heilkunde hat es mir angetan und das Früchtebrot, da sage ich ihnen, ist ein muss, köstlich! Die Gerichte sind einfach gehalten und leicht nachvollziehbar. Und eins kann ich ihnen Versprechen: Sie können gleich loslegen und müssen nicht erst von Feinkostladen zum Asialaden, etc. die viel zu lange Zutatenliste einkaufen. Angenehm zu lesen bei jedem Rezept eine kurze Erklärung, wo das Gericht herstammt und welche Geschichte sich darum rankt. Kochen und Kultur.
PS: laut Oliver Pötsch waren seine Vorfahren Scharfrichter vom 16. bis ins 19. Jahrhundert. Dieses sollen die Rezepte der Familie Kuisl sein?
Das Kochbuch der Henkerstochter, Riva, ISBN: 978-3-7423-1764-3, Gebundenes Buch, über 65 Rezepte, Seiten 239, € 20,00.