Siggi Buckmann seines Zeichens Richter beim Amtsgericht, hat seinen Idealismus, die Welt zu verbessern, bereits seit einiger Zeit vor dem Gerichtssaal abgelegt. Bürokratie und Berufungsverfahren, die seine Urteile aufheben sind an der Tagesordnung. Die üblen Kerle kommen immer wieder davon. Als jedoch der heroinabhängige Obdachlose Fredi an einer tödlichen Mischung stirbt, werden Siggis juristische Lebensgeister noch einmal geweckt. Denn Fredi hat einmal etwas für den Richter getan, dass der ihm niemals vergessen wird. So startet er mit einem befreundeten sehr fähigen Drogenfahnder, einem Oberstaatsanwalt und seinem türkischstämmigen Referendar ein fast aussichtsloses Unterfangen. Er will den Clan-Chef der örtlichen Drogenmafia drankriegen. Wer kann schon ahnen, dass er damit das Leben seiner Freunde und auch seiner eigenen Familie gefährdet. Doch aufgeben ist nicht, zur Not greift man zum letzten Mittel, denn wenn ein Richter nicht weiß, wie man mordet, wer dann?
Das Buch ist nicht nur spannend mit einem sehr präsenten und ernst-traurigen Hintergrund, es schafft den Balanceakt, dabei auch noch triefend ironisch und witzig zu sein. Thorsten Schleif kann schreiben und die Leichtigkeit seiner Geschichte verliert nie die Brisanz, wenn es um das teils marode deutsche Rechtssystem und die Macht von kriminellen Clans geht. Ein großartiger neuer Romanautor betritt die deutsche Krimiszene!
Autorenfoto: Copyright ® Inga Jockel – Duisburg
Thorsten Schleif, Jahrgang 1980, studierte Rechtswissenschaften in Bonn. Seit 2007 ist er Richter im Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen. Er war am Landgericht Düsseldorf und in der Verwaltung des Oberlandesgerichts Düsseldorf tätig. In den Jahren 2014 bis 2019 war er alleiniger Ermittlungsrichter für die Amtsgerichtsbezirke Wesel und Dinslaken. Gegenwärtig arbeitet Schleif als Vorsitzender des Schöffengerichts und Jugendrichter am Amtsgericht Dinslaken. 2019 und 2020 veröffentliche er zwei Sachbücher, es folgten zwei Hörbücher im Jahr 2021, »Richter morden besser« ist sein erster Roman. Seit 2016 ist Schleif außerdem als Keynote Speaker tätig. Er lebt mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern in Duisburg.
Fredi, Friedrich Diepenberg war ein stadtbekannter Junkie, Gelegenheitsdieb und ein wirklich netter Kerl. Richter Buckmann, sein Rechtsanwalt Bollmann und auch die Polizei kannte die Geschichte von Fredi und taten für ihn, was man für einen obdachlosen Junkie tun kann. Zum Beispiel ihn Ende November für drei Monate in Haft zu nehmen, wegen eines kleinen Deliktes. So gab es für Fredi in der harten Winterzeit einen warmen Hintern, ein Bett und drei Mahlzeiten, denn Fredis Geschichte war tragisch. Der ehemalige solide Dachdecker und Familienvater rutschte ab, als seine achtjährige Tochter bei einem illegalen Autorennen in der Innenstadt totgefahren wurde. Die Raser erhielten Bewährungsstrafen, während Fredi alles verlor. Alkohol und Drogen taten dann den Rest und so landete er auf der Straße. Ausgerechnet von einem der Mörder seiner kleinen Tochter hatte er das schlecht verschnittene Heroin gekauft. So wurde er der dritte Junkie, der an üblem Heroin verstarb. Richter Buckmann will den Chef des Drogenrings, Ercan Ayaz unbedingt dingfest machen. Doch der Mann ist nicht nur ein skrupelloser Krimineller, er liebt auch die Gewalt, und Menschen leiden zu lassen. Buckmann und seine Freunde bei der Staatsanwaltschaft und Polizei merken das nur zu schnell. Vor allem, wenn man als Krimineller bei korrupten Politikern, Landesgerichtspräsidenten und Behördenleitern noch Gefallen einfordern kann, die das Recht rechtlos machen.
Ein großartiges kleines Buch, das mehr als nur zur Unterhaltung geschrieben ist. Thorsten Schleif hat kein Problem auch mal ein paar sehr deutliche Worte über die Judikative in Deutschland zu sprechen. Doch im Endeffekt ist es ein prima Krimi und reizt zu der einen oder anderen Lachsalve.
Lieber Autor, Ihre neuen Fans warten schon sehnlichst auf Richter Buckmanns neuen Fall.
Richter morden besser, Thorsten Schleif, Heyne, Klappenbroschur, Seiten 304, ISBN: 978-3-453-42616-0, Euro 11,00, erschienen 11.07.2022.