Wer sich einmal auf Bücher von Carsten Henn eingelassen hat, ist begeistert von seinem ehrlichen humorvollen Schreibstil. Auch wenn dabei leichte Kriminalromane sind, bringt er sehr viel Wissenswertes, also Lesenswertes rüber. Wie beim „Gin des Lebens“ oder „Rum und Ehre“. Allein das Lesen der Titel bringt einem zum Schmunzeln. Ebenfalls von ihm, kein Krimi, „111 Weine, die man getrunken haben muss“. Genial! Hierzu empfehle ich meine Rezension im www.Eschborner-stadtmagazin.de. Nehmen sie sich die Zeit. Und jetzt sein neustes Werk. Das Buch vom Scheitern im eigenen Weinberg von einem der bestens deutschen Weinnasen/Kenners, mit abgeschlossenen Weinbaustudium und zu damaliger Zeit Chefredakteur des Vinum. Ein herrlich ehrliches Buch, offen, tiefgründig zum Teil sogar philosophisch. Die Geschichte einer Selbstfindung.
Autorenfoto: Copyright ® David Weimann
Carsten Sebastian Henn ist Kulinariker durch und durch. Er besitzt einen Weinberg, hält Hühner und Bienen, studierte Weinbau, ist ausgebildeter Barista und einer der renommiertesten Restaurantkritiker Deutschlands. Seine Romane und Sachbücher haben bis jetzt eine Gesamtauflage von über einer halben Million. Mit dem „Buchspazierer“ stand er wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Sein eigener Wein stammt aus St. Aldegund an der Terrassenmosel und trägt den Namen Coeur De Pirate (Das Herz des Piraten) aufgrund der verwegenen Steillage. Es gibt jährlich nur wenige Hundert Flaschen oder gar keine. www.weinentwicklungsgesellschaft.de
„Der Mann, der auf einen Hügel stieg und von einem Weinberg herunterkam“. Carsten Henn beschreibt hier seinen Versuch mir drei Freunden im eigenen Weinberg an der Mosel St. Aldegund selbst einen sehr guten Wein zu produzieren. Trotz abgeschlossenem Weinbaustudiums in Australien, mehrerer Praktika in verschiedenen Weingütern, kometenhafter Aufstieg zum Chefredakteur des Vinum, mit bester geschulter Zunge, gelingt es ihm nicht, im eigenen Weinberg einen guten Wein zu produzieren. Dieses persönliche Scheitern lässt ihm keine Ruhe und er begleitet daraufhin ein Jahr lang die besten Weingüter mit ihren Machern/innen jeweils ein Tag lang vom Rebschnitt, dem Ausbrechen, Halbieren bis zur Weinlese, hinein in den Keller, in die Fässer, auf die Flasche. Bei jedem dieser Winzer/innen, die es schaffen jedes Jahr hervorragende Weine zu kreieren, lernt er die eventuellen Besonderheiten bei ihrer Arbeit, jeweils mit der Frage: Was ist ein GTR ein Großer Trockenen Riesling. GTR ist eine Buchstabenkürzel von Carsten Henn selbst. Diese Reise hat Carsten Henn, wie es seine Art ist, schriftlich dargestellt und jede Situation und Diskussion so gut wiedergegeben, dass man es als bildliche Darstellung empfindet. Man leidet und friert mit ihm im Steilhang oder sitzt mit bei den Winzern am Tisch und diskutiert mit. Es fehlen nur die Weine, die er dabei verkostet. Es hilft auch nicht, irgendeinen Wein bei der Lektüre zu öffnen. Durch sein eigenes Scheitern hat Carsten Henn viel Demut und Respekt vor jedem Winzer bekommen, nicht nur vor den ganz Großen. Auf seiner Reise über das Jahr im Weinberg und Keller verschiedener Winzer hat er viel gelernt, ein guter Wein entsteht nur: mit Geduld, Toleranz, Lebensfreude und das persönliche Empfinden der Winzer und Winzerinnen. Jeder soll seinen eigenen Stil haben und nichts muss perfekt sein. Aber lesen sie selbst. Viel Spaß mit: „Der Mann, der auf einen Hügel stieg und von einem Weinberg herunterkam“. Wer Wein versteht, versteht auch etwas vom guten Leben.
Der Mann, der auf einen Hügel stieg und von einem Weinberg herunterkam, Carsten Henn, Dumont, ISBN: 978-3-8321-8174-1, Gebundenes Buch, € 20,00.
Erschienen 22.06.2022