So mancher Fan der historischen russischen Thriller-Serie hatte wahrscheinlich Tränen in den Augen, als Pekkala der Sonderermittler des Zaren und Stalin sich verabschiedete. Das Lebwohl nach sieben fantastischen Bänden war schwer.
Doch dann kommt plötzlich Leutnant Revol Rossel von der Leningrader Miliz daher in dem brandneuen Thriller von Ben Creed: Der kalte Glanz der Newa. Schauplatz ist Leningrad im Jahr 1951. Stalins Macht, die grenzenlose Willkür des Ministeriums für Staatssicherheit (MGB) und die allgegenwärtige Bedrohung zu Recht oder Unrecht denunziert zu werden, schwebt wie ein Damoklesschwert über jeden Genossen und jeder Genossin. Auch Leutnant Rossel fühlt sich bereits wieder mit einem Fuß im Gefängnis, als er zu fünf verstümmelten Leichen auf den Bahnschienen am Ladogasee gerufen wird. Denn im Paradies gibt es keinen Mord und wer die Wahrheit rausfinden will, bezahlt dafür.
Von Leutnant Revol Rossel werden wir hoffentlich noch viel hören. Denn der Auftakt der neuen Serie ist einfach nur genial. Ein cleverer Thriller aus der Stalinzeit, der so realistisch anmutet wie ein historisches Zeugnis und durch musikalischen Sachverstand brilliert. Nicht nur für Pekkala Fans ein Muss!
Autorenfoto: ® Libi Pedder
Ben Creed ist das gemeinsame Pseudonym von Chris Rickaby und Barney Thompson.
Chris wurde in Newcastle geboren. Er arbeitete für verschiedene Fernsehsender, bevor er seine eigene Marketing- und Medienagentur gründete.
Barney absolvierte eine Ausbildung als klassischer Musiker und studierte zwei Jahre am Konservatorium in St. Petersburg, bevor er zum Journalismus wechselte. Er arbeitet heute als Lektor und Redenschreiber für das UN Flüchtlingshilfswerk. Der vorliegende Roman ist ihr erstes gemeinsames Werk und der erste Fall für Leutnant Revol von der Leningrader Militärpolizei.
In Stalins paradiesischen Arbeiter- und Bauernstaat gibt es keinen Mord! Was macht man also mit fünf ermordeten Menschen deren Überreste durch Folter und Barbarei zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurden. Anschließend wurden die Leichen kostümiert und sogar mit echtem Schmuck ausstaffiert. Ein Irrer am Werk? Natürlich könnte Leutnant Revol Rossel den Fall als Bahnunglück abschließen, an dem niemand so recht schuld war, außer die Opfer selbst. Und obwohl er die Brutalität und Willkür des MBG am eigenen Leib erfahren hat, will er die Wahrheit rausfinden. Ein gefährliches Unterfangen, das über die gesamte Einheit des Polizeireviers Nr.17 Unheil bringen kann. Dennoch und besonders weil seine gebrochenen und zum Teil amputierten Finger Revol täglich daran erinnern, nur noch ein Schatten seiner selbst zu sein, so ist er jetzt ein Milizionär. Seine Aufgabe ist es den Mörder zu stellen, auch wenn Stalins Handlanger des MGB sich ihm in den Weg stellen. Zu spät erkennt er aber, dass die fünf Toten sehr viel mit ihm und seinem früheren privilegierten Leben am Leningrader Konservatorium zu tun haben. In dem Moment heißt es, er und alle die ihm nahestehen oder der Mörder!
Ein enorm starkes Debüt, das durch die Ortskenntnisse in Leningrad, des Konservatoriums, fantastischer historischer Recherchen und großer musikalischer Expertise lebt. Mit Rossel wurde ein Ermittler erschaffen, den eine tiefe künstlerische Seele hinter einer knallharten Milizmaske zum erfolgreichen Kriminalermittler macht. Ein Mann der die Wahrheit trotz aller Widerstände sucht und findet, denn er hat nichts mehr zu verlieren.
Ich kann nur sagen: Tun Sie sich selbst den Gefallen und lesen Sie: Der kalte Glanz der Newa.
Der kalte Glanz der Newa, Ben Creed, Knaur Verlag, Taschenbuch Ausgabe, Seiten 432, ISBN: 978-3-426-52662-0, Euro 14,99, E-Book Euro 9,99.
Erschienen 1.9.2021