Am 7. Februar 1971, also heute vor fünfzig Jahren, wurde in der Schweiz als fast letztes Land das Frauenwahlrecht eingeführt. Die Schweiz kein Drittland, kein Entwicklungsland, warum dauerte es so viel länger? Weil das Frauenstimm- und -wahlrecht eine Verfassungsänderung verlangte und diese konnte zwingend nur durch ein Volksabstimmung erreicht werden. Einer Volksabstimmung bei der nur Männer abstimmen konnten!
Am Ende, in der Moderne angekommen, war das Ignorieren streikenden Frauen von Seite der männlichen Mehrheit nicht mehr möglich. Wobei einige Kantone wie Appenzell Innerrohden entgegen dem Mehrheitsentscheid der Männer, beim Frauenstimmrecht erst am 29. April 1990 gezwungenermaßen angeglichen wurden.
1990 das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen und vor Entsetzten den Kopf schütteln. Nicht nur als Frau!
Und so haben die zwei Autorinnen Texte von ausschließlich Frauen zum Frauenstimmrecht gesammelt. Texte von jungen Frauen, von alten und uralten Frauen! Texte der Freude, Texte des Forderns und Texte der Erinnerungen. Für jede emanzipierte Frau ein wunderbares Buch in Gedenken an ein großes Datum!
Fotocopyright: Rotpunktverlag
Rita Jost, 1951 geboren, lebt in Bern. Sie ist Journalistin und Publizistin. Sie arbeitete unter anderem 26 Jahre für die Informationsabteilung von Radio SRF und für die Zeitung reformiert. Sie ist Mitautorin von Revolte, Rausch und Razzien. Neunzehn 68er blicken zurück, Bern 2018.
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Heidi Kronenberg, 1953 geboren, lebt in Bern. Sie arbeitet als Journalistin und Publizistin und war bis 2013 Redakteurin bei Radio SRF2 Kultur. Sie ist Mitherausgeberin von Mystiker, Mittler, Mensch. 600 Jahre Niklaus von Flüe, Zürich 2016, und von Revolte, Rausch und Razzien. Neunzehn 68er blicken zurück, Bern 2018.
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Illistration des Buches
Nora Ryser, 1994 geboren, in Bern aufgewachsen, studierte Illustration in Luzern. 2016, nach ihrem Abschluss, verlegte sie ihren Lebensmittelpunkt wieder zurück nach Bern, wo sie seither als selbstständige Grafikerin und Illustratorin von wissenschaftlichen und literarischen Texten arbeitet. Als Feministin brennen der jungen Illustratorin Themen der Selbstermächtigung und DIY direkt unter den Nägeln, von wo aus sie früher oder später den Weg aufs Papier finden.
Die Kurzgeschichten erzählen von den damaligen Erfahrungen. Als rechtlose Frau, die meistens auf dem Land vor allem unentgeltlich schuften durfte. Sie erzählt von den Wünschen der Großmütter nach Freiheit und dem Aufatmen, als das Frauenstimmrecht endlich kam. Sie erzählen von den in die siebziger Jahre hereingeborenen Frauen, die hart in ihren Berufen kämpften und doch bis heute die Lohngleichheit nicht erreichten. Denn Gleichschaltung ist nicht Gleichstellung.
Es wird ein wunderbarer Gruß in die Küche geschickt, der die Genderwelt umkehrt wie das »Buch Die Töchter Egalia« es einst tat. Dort fordert man ein NEIN zum Männerstimmrecht, weil man ihm sonst die Freiheit, den Haushalt, die Harmonie, der Kinderschar Beschützer und das Symbol der Liebe nehmen würde. Vor allem, wenn er sich politisch engagiert. Denn Politik ist bar jeder maskulinen Poesie, stumpfer Pragmatismus, für den die Frau in ihrem Wesen geboren wurde.
Und es kommen die ganz jungen Frauen zu Wort, die sich Queer nennen, die natürlich und ohne, sich um die Emanzen der ersten Stunde zu scheren, ihre Regenbogenfahnen schwenken. Aber auch der Verdruss über den neuen Feminismus, der manchmal nichts anderes will, als sich mit trendigen T-Shirts Meinungen überzustreifen, um sich in den sozialen Medien publikumswirksam zu inszenieren.
Es ist ein kleines, ernstes, witziges, nachdenkliches Buch, das einen großen Jahrestag feiert. Absolut nicht nur für Schweizerinnen und Schweizer gedacht!
Gruß aus der Küche, Rita Jost Heidi Kronenberg Nora Ryser, Rotpunktverlag, gebundenes Buch, Seiten 224, ISBN: 978-3-85869- , Euro 22,00.