Thomas Reinertsen Berg: Auf einem Blick die ganze Welt, Die Geschichte der Landkarten, Globen und ihre Erfinder

Bis heute ist immer noch ein Problem nicht gelöst, die Schwierigkeit, die Abbildung auf einer Kugel auf einem Blatt darzustellen. Selbst heute mit der Computerberechnung und den hochtechnisierten Bildschirmen. Sobald man die 1:1 Ansicht verlässt, beginnt das Problem der Projektion. Die Erdkrümmung erfordert ihren Tribut. Ich weiß nicht, ob es ihnen auch ab und an passiert. Nachdem ich dieses Buch bis zum Schluss gelesen hatte und es zuschlug, hatte ich ein Lächeln auf den Lippen und sagte mir im Stillen: Einfach Schön! Ja, was ist ein schönes Buch? Bücher sind interessant, spannend, ergreifend, sachdienlich, informierend, Wissen vermittelnd, verwirrend, mitfühlend, etc.. Aber schön? Ja, einfach schön. Und zwar im doppelten Sinn. Erstens die ansprechende, sehr gelungene Aufmachung, dunkelblauer Einband mit einem Globus in Golddruck und dann der Inhalt. Der Inhalt der mich interessierte, begeisterte und mit vielem neuem Wissenswerten bereicherte.

Thomas Reinertsen Berg, geboren 1971, ist Journalist und Autor. Er schreibt über kulturelle und geschichtliche Themen für norwegische Zeitungen. Seit seiner Kindheit hat er ein außerordentliches Interesse an Karten. Für dieses Buch hat er den renommierten Brageprisen, den norwegischen Literaturpreis, in der Kategorie Non-Fiction erhalten.

Wer hat noch seinen Schulatlas in Erinnerung. Gehegt, gepflegt zum Teil von Geschwistern oder anderen Schüler übernommen. Wir haben mit den Karten und den darin verzeichneten Ländern und ihren Grenzen gelebt und als Manifest akzeptiert. Doch dann kam die Wende. Die Sowjetunion löste sich auf, Jugoslawien teilte sich, neue Länder entstanden, alles musste neu kartiert werden. An der Wende konnte man am besten erkennen, dass keine Karte beständig ist. Dass der Wandel alles neu schreibt und man ständig neue Landkarten auflegen muss. Thomas Reinertsen Berg hat sich daran gewagt, die Geschichte der Landkarten und Globen zusammenzutragen und sagt, aus seinem Vorwort Seite 8: Keine Karte zeigt die ganze Welt bis ins Detail – kein Buch kann die gesamte Geschichte erzählen, da die Geschichte oftmals auch eine Geschichte der Gesellschaft ihrer Zeit ist. Karten haben politische, wirtschaftliche, allgemeine, religiöse, militärische und organisatorische Bedeutung. Karten sind im Laufe der Geschichte immer auch von Wertedebatten und Interessen beeinflusst worden. Was war es Wert aufgenommen zu werden, und was nicht. Karten zeigen uns stets mehr als Geographie.

Und trotzdem oder gerade deswegen begeistert dieses Buch von Thomas Reinertsen Berg, angefangen von den prähistorischen Karten; von Ptolemäus, einer der größten Geographen aller Zeiten mit der Welt der Antike; der Einfluss der Katholischen Kirche; der erste Atlas von Abraham Ortelius und Gerhard Mercator durch die Entdeckungsreisen; die Auswirkungen der Seekarten; die geförderten Vermessungen; die Bestimmung des Nullmeridian, um einen Anfang zu haben. Die Reisen in die Arktis; bis hin zur Betrachtung aus dem All und der Digitalisierung, Satelliten und Computer mit dem GPS System. Von Satelliten im All gesteuert. Eigentlich zur militärischen Nutzung entwickelt, ist es kommerzialisiert worden. Alle Fahrzeuge von Autos, Schiffen oder Flugzeugen werden darüber gesteuert. Ganze Armeen in Gang gesetzt. Und wir nutzen diese digitalen Karten zum nächsten Einkauf, Friseur oder für den Pizzaboten. Auf Kopfdruck die ganze Welt im Blick.

Thomas Reinertsen Berg Seite 15: Die Welt ist eine Bühne, auf der die Handlung nie stillsteht. In einer Zeit wo digitale Karten den Nutzer regelmäßig über die aktuelle Verkehrslage informiert, ist die Nutzungszeit von Karten kürzer geworden. Wir werden bald Karten haben, die von Minute zu Minute aktualisiert werden.

Thomas Reinertsen Berg: Auf einem Blick die ganze Welt, Die Geschichte der Landkarten, Globen und ihre Erfinder, Verlag: dtv, 348 Seiten Gebundenes Buch, ISBN: 978-3-423-28246-8, Preis:
€ 34,00