Das erste Mal bin ich den Fotografien von Steve McCurry in Florenz begegnet. Eine wunderbare Fotoausstellung in der Villa Bardini 2018, die mich ins Schwärmen, aber vor allem ins Grübeln brachte. Die Intensivität seiner Fotografien kennt keinen Kompromiss. Die Menschen die er ablichtete starren, klagen an, leiden oder existieren einfach nur. Wenn die Gesichter kleiner Kinder erwachsen sind, die heranwachsender Jugendlicher alt und die alter Menschen zerbrochen, dann stimmt etwas nicht mir unserer Welt. Was ist eindrucksvoller als eine Fotografie, wenn es darum geht das NICHT STIMMEN einzufangen, zu zeigen in den Augen von Menschen.
Ein großartiger wunderschöner und nachdenklicher Bildband mit ungesehenen Bildern eines Kameravirtuosen.
Fotocopyright: Steve McCurry
Steve McCurry ist seit mehr als drei Jahrzehnten eine der bekanntesten Figuren der zeitgenössischen Fotografie und seit 1986 Mitglied der renommierten Agentur Magnum. McCurry wurde in Philadelphia, Pennsylvania, USA, geboren und studierte Kinematographie an der Pennsylvania State University, bevor er für eine Zeitung arbeitete. Nach zwei Jahren machte McCurry die erste seiner vielen Reisen nach Indien. Mit kaum mehr als einer Tasche mit Kleidung sowie Filmmaterial machte er sich auf den Weg quer durch den ganzen Subkontinent, um mit seiner Kamera das Land erkunden. Nach mehrmonatiger Reise überquerte er die Grenze nach Pakistan, wo er in einem kleinen Dorf auf eine Gruppe von Flüchtlingen aus Afghanistan traf, die ihn über die Grenze in ihr Land schmuggelten, genau zu der Zeit, als Russland die Grenzen für westliche Journalisten schloss. In traditioneller Kleidung, mit Vollbart und verwitterten Gesichtszügen war McCurry monatelang mit den Mudschaheddin im Land unterwegs. Die belichteten Filme schmuggelte er, in die Kleidung eingenäht, über die pakistanische Grenze. McCurrys Bilder gehören zu den ersten, die der Welt die Brutalität der russischen Invasion zeigten.
Auf vielen weiteren anschließenden Reisen in sechs Kontinenten und zahlreichen Ländern hat McCurry viele weitere unvergessliche Bilder geschaffen. Sein Werk dokumentiert Konfliktgebiete aus aller Welt, die Spannungsfelder zwischen verschwindenden Kulturen, alten Traditionen, zeitgenössischer Kultur und der Moderne – und behält dabei dennoch immer das menschliche Element bei, das auch sein berühmtes Bild des afghanischen Mädchens auszeichnet. McCurry hat einige der renommiertesten Auszeichnungen erhalten, darunter die Robert Capa Goldmedaille, den National Press Photographers Award sowie vier Mal den ersten Preis im World Press Photo Wettbewerb.
So spricht Steve McCurrys Vita auch am besten für seine Fotos. Der Fotobildband mit den ungesehenen Bildern ist jeden Euro Wert und relativiert die momentanen Probleme in unserem Luxusleben.
Zitat aus dem Buch: Flüchtlinge sind Mütter, Väter, Schwestern, Brüder, Kinder mit denselben Hoffnungen und Zielen wie wir; außer dass eine Ironie des Schicksals ihre Leben in beispiellosem Ausmaß an eine globale Flüchtlingskrise gebunden hat.
Die Welt in meine Augen, Steve McCurry, Knesebeck Verlag, gebundener Fotobildband, Seiten 207 mit 102 Fotografien, ISBN: 978-3-95728-448-8, Euro 60,00.