Gioacchino Criaco: Die Söhne der Winde

Africo, im Aspromonte ist eine der ärmsten Gegenden Italiens. Hier wird man entweder Mafioso oder wandert aus. Wie das Leben dort aussieht schildert uns einer der von dort kommt. Die Situation der Menschen hat sich über die Jahrhunderte nicht wesentlich verbessert. Warum das so ist wird hier deutlich erklärt. Die Gegend ist ein großer Obst und Gemüsegarten. Er gehört aber nur wenigen. Die Anderen dürfen aber für wenig Geld in diesem Garten schuften. Alle bedienen sich bei den Armen: die Grundbesitzer, die Lastwagenfahrer und die Mafiosi. Die Jugend hat die Möglichkeit zu lernen wird aber von der Konsumgesellschaft auf den leichten Weg geführt. Der Autor zeichnet ein überzeugendes Bild Kalabriens.

Gioacchino Criaco
Foto: Franco Ubaldo

Gioacchino Criaco, geboren 1965 in Africo, Kalabrien. Studium der Rechtswissenschaften in Bologna, Anwalt in Mailand. Nach 20 Jahren Rückkehr nach Africo. Der Vater Domenico wurde 1993 in einer Blutfehde umgebracht. Der Bruder Pietro Criaco war bis zu seiner Verhaftung einer der 30 meistgesuchten Kriminellen Italiens. Mit dem Roman Schwarze Seelen (Folio 2016) gelang ihm ein Bestseller, dessen Verfilmung durch Francesco Munzi mit vielen internationalen Preisen bedacht wurde

Die berührende Geschichte dreier Jungen und ihrer Mütter in der Mafiahochburg Kalabriens. Nicola, Filippo und Antonio wachsen im Kalabrien der 1960er-Jahre auf – umgeben von Heiligenlegenden und Aberglauben, fern jeder Moderne. In ihrem Dorf Africo herrschen Elend und Arbeitslosigkeit. Ihre Väter arbeiten in Deutschland. Die Mütter versuchen als Tagelöhnerinnen in den Jasminfeldern ihre Kinder sattzubekommen. Alleingelassen vom Staat, ausgebeutet von den Besitzern und gegängelt von der Mafia, proben die Frauen den Aufstand, während die Söhne das schnelle Geld suchen und in die Kriminalität abdriften.

Die Söhne der Winde, Roman, Folio Verlag, Übersetzt von: Karin Fleischanderl, Originaltitel: La maligredi, Gebunden 338 Seiten, ISBN 978-3-85256-770-9, € 22,00