Gilly Macmillan: Toter Himmel

toter-himmelEin etwas ungewöhnlicher Thriller, denn es geht in erster Linie um Rufmord, eine Familiengeschichte und die Nöte und Ängste eines Detectives, dessen Leben mit dieser Kindesentführung völlig aus den Fugen gerät. Zwar sollte es das primäre Ziel sein, den achtjährigen Ben wiederzufinden, doch anscheinend interessiert die Nachbarschaft, die Presse und selbst die Familien nur eins: Ist Bens Mutter eine durchgedrehte Killerin. Sie war die Letzte, die Ben sah, denn er verschwand in den Wäldern bei einem gemeinsamen Spaziergang. Das anfängliche Mitgefühl für Rachel, eine Mutter, die völlig durchdreht, als ihr Sohn verschwindet, schlägt schnell um.

Gilly MacMillan Foto:Huntley Hedworth

Gilly MacMillan
Foto:Huntley Hedworth

Gilly Macmillan studierte Kunst und Kunstgeschichte in Bristol und London, arbeitete für The Burlington Magazine und verschiedene Kunstgalerien sowie als Dozentin für Fotografie. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Bristol. Toter Himmel ist ihr erster Roman.

Rachel ist, wie so oft unterwegs zu dem entlegenen Waldspielplatz und lässt ihren achtjährigen Sohn nur für ein paar Minuten vorlaufen. Dann ist er weg, spurlos und eine erbarmungslose Suche beginnt. Eine Suche, die verschiede Menschen bereits im Vorfeld zu Tätern macht. Die Mutter, ihren Exmann, Bens Vater, seine neue Frau, Rachels Schwester, Freunde und Bekannte stehen plötzlich unter Verdacht. Rachels schon sehr angeschlagene Leben, seid ihr Mann sie für eine neue Frau verließ, gerät immer mehr ins Wanken.

Ohne Ben ist sie verloren und steuert auf einen psychotischen Zusammenbruch zu. Doch als sich die Presse und vor allem die sozialen Netzwerke immer mehr auf Rachel einschießen, sie zur skrupellosen Mörderin stempeln, eskaliert die Situation. Ist die Mutter des Jungen eine Mörderin?

Sehr geschickt entwickelt sich das Buch aus verschiedenen Erzählperspektiven weiter. Rachel als Ich-Erzähler beschreibt ihren emotionalen Zusammenbruch und das Desaster auf das sie zuläuft. Detective Inspektor James Clemo Geschichte wird ebenso als Ich-Erzähler, aber auch aus der Sicht seiner Psychologin Dr. Francesca Manelli weitergeführt. Als dann noch die verstörenden Nachrichten auf den Internet-Blogs abgedruckt werden, die Rachel mit Hassattacken überschütten, wird das Buch gruselig.

Nicht im herkömmlichen Sinne gruselig, sondern im psychologischen Sinne!

Lassen Sie sich überraschen, zwar hätte das Buch locker mit einhundert Seiten weniger brilliert, aber es ist dennoch ein sehr spannender, sehr spezieller Thriller.

Toter Himmel, Gilly Macmillan, Knaur, Taschenbuch, Seiten 537, ISBN 978-3-426-51747-5, Euro 14,99.