Filmkritik: Die irre Heldentour des Billy Lynn

Film Die irre HeldentourLutz Reigber Gastrezension: Lutz Reigber: Der Roman „Die irre Heldentour des Billy Lynn“ von Ben Fountain  ist erst Ende 2013 in Amerika erschienen und schon 2016 verfilmt worden. Das aus gutem Grund, denn es entspricht der Zeit. Bei uns kommt der Film ab 2. Februar 2017 in die Kinos mit einer Starbesetzung Kristen Stewart, Chris Tucker, Garrett Hedlund, Vin Diesel, Steve Martin und Joe Alwin. Eine grandiose Verfilmung  des dreifachen Oscar-Preisträgers Ang Lee, bekannt durch  „Life of Pi“, „Brokeback Mountain“ und „Tiger und Dragon“.

 

Billy ist 19 und in der amerikanischen Armee im Irak.  Zusammen mit seinen Kameraden vom Team Bravo wurde er durch ein Video, welches in Amerika ausgestrahlt wurde, zum Helden und zur Ikone des Krieges gegen Terrorismus. Im Video hat er versucht, einen Kameraden im Kugelhagel das Leben zu retten. Aufgrund dieses Videos wurde das Team Bravo von einem Footballteambesitzer nach Amerika zu einem Footballspiel eingeladen, um dort als Pausenbegleitung als  Helden da zu sein.

Die überdrehte Verehrung und Dankbarkeit gegenüber den Soldaten kollidiert dabei auf beklemmende Weise der jungen Soldaten, mit dem Erlebten aus dem Kriegsgeschehen,

welche als Trauma zum Ausdruck kommen  Angst, Gewalt, Betroffenheit, soldatische Disziplin. Der Film ist eine gelungene Satire auf all das, was die Mainstream–Phantasie der USA befeuert: Krieg, Religion, Fernsehen und Football. Vom Regisseur Ang Lee grandios in Szene gesetzt halb Groteske, halb Realsatire über die Dynamik von Kriegs- und Medieneinsätzen, manipuliert und der Held missbraucht, als Opfer einzelner Magnaten und selbst auf der Suche nach dem Sinn. Im Film sind die Charaktere der einzeln sehr gut dargestellt, die Ängste der jungen Männer im Irak, nicht heroisierend, doch dem Auftrag gehorchend. Eine besondere Regieleistung mit den Verzicht auf zu brutale Szenen, durch Überblendungen verhindert, so dass sich jeder selbst sein Teil denken kann. Wie das Buch ist auch der Film ein Meilenstein der amerikanischen Literatur und Filmkunst. Zeitgleich nur Hundert Jahre früher: „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque. Besonders sehenswert.

Das Buch ist bei DTV erschienen ab 13. Januar 2017, ISBN 978-3-423-08653-0, € 9,90 €

Lutz Reigber