Es ist ein berührendes, tief bewegendes Buch, über das ich noch lange nachdenken musste, nachdem es gelesen war.
Daniela Dröscher führt uns durch vier Jahre ihrer Kindheit, durch vier Jahre Ehe ihrer Eltern, die man als subtile Ehehölle bezeichnen sollte. Durch vier Jahre eines kaum auszuhaltenden Hunsrücker Landleben und dennoch durch Jahre einer relativ normalen Familie dieser Zeit. So leidet ihre Mutter, die nie mit Vornamen genannt wird unter ihrer Herkunft als Kriegsflüchtling aus Schlesien, unter ihrer Schwiegermutter, die sich was Besseres für den Sohn gewünscht hätte und vor allem unter ihrem Mann, der das Glück und den Frieden der Familie an jedem Gramm Körpergewicht seiner Frau festmacht. Und dennoch behält sich diese Frau, gefangen in familiären Konventionen und den gehassten Kilos immer ihren Blick für das Wesentliche. Den Mut jeden Tag für die zu kämpfen, sie sonst untergehen würden und weiter zu existieren, obwohl der Mensch in ihr, unter all den Fettpolstern nie gesehen wird.
Als Frau fand ich manche Erzählungen unerträglich und mich hielten die erklärenden Retrospektiven der Autorin nach jedem Kapitel über Wasser. Manches Mal störten mich die Anmerkungen der Autorin und mittlerweile erwachsenden Tochter. Doch ich konnte mir meine Meinung bilden und empfinde Respekt für die Mutter, die es viele Jahre aushielt, bis das letzte Kind alt genug war, um ihre persönliches Lebensinferno hinter sich zu lassen.