Schreiben, sich etwas von der Seele schreiben, ist Therapie und Teil eines Heilungsprozesses. Eine derartige Aufarbeitung erfordert viel Mut und Kraft und vermutlich hilft es von der Leyen nur bedingt, dass sie ihr Handwerk beherrscht und eine erfahrene Schreiberin ist, denn in diesem speziellen Fall geht es um niemanden geringeres, als um sich selbst. Als ich das erste Mal vom Buch aufschaue, stelle ich erstaunt fest, dass ich mich bereits auf Seite 39 befinde. Die geschliffene Sprache, der flotte Schreibstil nehmen mich für Katharina von der Leyen und ihre persönliche Geschichte ein. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich zustimmend nicke. Nicht als Betroffene, derartige Erfahrungen musste ich noch nicht machen, sondern als Begleitung. Es sind haarsträubende Erfahrungen, die die Autorin mit Betroffenen und deren Angehörigen teilt. Und bei allem Optimismus, den das Buch und vor allem die Autorin ausstrahlt, schwingt manchmal – zwischen den Zeilen – leichte Bitterkeit mit. Wie schon geschrieben: es geht um ihre Existenz, für die sie erfolgreich gekämpft hat. Aus den Erinnerungen an die einzelnen Stationen in ihrem Leben und wie sie die Herausforderungen gemeistert hat, zieht sie Kraft und die Gedanken an ihre Tiere, ihren Hof, ihr Dorf lassen sie alle medizinischen Behandlungen bis hin zur Chemotherapie überstehen und die Krankheitsgeschichte wird zu einer Heilungsgeschichte. Eine Heilungsgeschichte, die das Potential hat, Mut zu machen und dazu ermutigt, die Herausforderungen „voller Energie und Lust auf Abenteuer“ anzunehmen.
Katharina von der Leyen, 1964 in München geboren, ist freie Journalistin und Autorin. Schon vor dem Abitur begann sie für namhafte Zeitschriften zu schreiben. Während längerer Auslandsaufenthalte in Europa, Australien und den USA war sie u. a. für die VOGUE, das ZEIT Magazin, die FAZ oder Architectural Digest tätig. Neben erzählenden Sachbüchern und beliebten Ratgebern zu Hunden und Hühnern hat Katharina von der Leyen mehrere Beststeller geschrieben, darunter CHARAKTERHUNDE (2001), LEINEN LOS (2015), ANGELEINT! (2018) und DIE ZWEITE CHANCE (2020). Sie lebt auf einem Hof zwischen München und Salzburg mit vielen Tieren.
Als Katharina von der Leyen an einem seltenen Hirntumor erkrankt, beschließt sie, nicht dem Tode ins Auge zu blicken, sondern dem Leben. Ihrem Leben. Dies hatte bislang so gar nichts mit der Situation gemeinsam, in der sie sich plötzlich wiederfindet: triste Krankenhauszimmer, niederschmetternde Tumorkonferenzen und kräftezehrende Monate mit Chemotherapien. Vor allem aber einer Lage, die ihr unbekannt ist: Hilflosigkeit und Abhängigkeiten von anderen.
Kailash Verlag – gebunden – 208 Seiten – 22,00 € – ISBN 978-3-4246-3268-2ä