Lieber Herr Professor Dr. Hasler, Ihr wacher, verschmitzter Blick hat mich neugierig auf das Buch und auf das, was Sie zu sagen haben, gemacht. Im Irrgarten der Ernährungsratgeber ist es gar nicht so einfach, etwas Passendes für sich zu finden, insbesondere, wenn man nicht unter einer Intoleranz, Unverträglichkeit oder Allergie leidet, sondern sich einfach nur gut und gesund ernähren möchte. Sozusagen schöner wohnen im eignen Körper. Nicht alles von den „Einblicken in die Ganzheitsmedizin der Ernährung“ ist neu für mich, vieles habe ich an anderer Stelle schon einmal gelesen. Nicht immer selbstverständlich aber vertrauensbildend ist, dass Sie ihre Thesen mit Ergebnissen von wissenschaftlichen Studien untermauern und dabei gerne auf Forschungsergebnisse internationaler Kollegen verweisen.
In der umfangreichen Einleitung erfahren wir von Claudia, bei der im Alter von 28 Jahren eine seltene Darmkrankheit diagnostiziert wurde. Die Schulmedizin – medizinische Eingriffe und eine Ernährung mit Nährstofflösung mittels Katheter direkt in die Venen – konnte Claudia nicht helfen, da Claudia eine fortschreitende Mangelernährung entwickelte. Claudia starb mit 31 Jahren und bis heute kann der Tod selbst mit den modernsten Ernährungslehren nicht erklärt werden. Da stellt sich mir die Frage: ist es nicht egal, woher die Nährstoffe und Vitamine kommen? Sind die so beliebten Nahrungsergänzungsmittel nicht das Allheilmittel schlechthin? Sie wollen dem Geheimnis des langen und guten Lebens auf die Spur kommen. Typischer und interessanter Weise leben Menschen, die sehr alt wurden in Regionen, in denen die Esskultur hochgehalten wird. So wie in Italien, Frankreich und Japan. 2022 starb mit der Japanerin Kane Takana die älteste Frau der Welt im Alter von 119 Jahren. Kane stellte zeitlebens die Ernährung ins Zentrum ihres Lebens. 2023 verstarb in Südfrankreich Schwester André im Alter von 118 Jahren. Sie war eine ausgesprochene Feinschmeckerin mit „hochdifferenzierter Aroma-Wahrnehmung“, hatte ein Faible für Hummer, feierte ihren 117. Geburtstag mit Gänseleber, gebratenem Kapaun und Käse und trank in ihrem Erwachsenenleben jeden Mittag ein Glas Rotwein. Tut es ihr der französische Präsident Macron deshalb gleich, um ebenfalls ein biblisches Alter zu erreichen?
Es ist also festzustellen, das gesundes Essen nicht gleich zu setzen ist mit Völlerei oder Kasteiung. Es geht vielmehr um das richtige Maß. Meine Mutter pflegte zu sagen: „es ist nicht gut, wenn das Wörtchen „zu“ davorsteht. Sie hat bis ins hohe Alter gekocht, sich selbst versorgt und sonntags gab es ein 3-Gänge-Menü. Wir kennen Weisheiten wie: mit Liebe gekocht. Unterschätzen wir diese eine „Zutat“, die es nirgends auf der Welt zu kaufen gibt?
Ihre Ausführungen zu „achtsamem Essen“, „Mikro- und Makro-Fasten“, „ganze Lebensmittel“, “Essrituale und Essgemeinschaften“ und „Verwandlungen der Nährenergie“ sowie „Reinigung“ sind ein Füllhorn an Informationen und regen zum Nachdenken und Nachahmen an. Vielen Dank.
Prof. Dr. Gregor Hasler ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Freiburg/Schweiz, Chefarzt und Leiter der psychiatrischen Forschungsabteilung des Freiburger Netzwerks für Psychische Gesundheit. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich als Wissenschaftler und Kliniker mit Gewichtsproblemen und Essstörungen, Stress und Depression. Er ist ein gefragter Vortragsredner und Medienexperte. Zu Gregor Haslers zahlreichen Publikationen zählen »Resilienz – der Wir-Faktor« und der Bestseller »Die Darm-Hirn-Connection«.
Der Autor lebt in Bern.
Nahrung ist weit mehr als nur die Zufuhr von Kalorien: Sie versorgt den Körper mit Energie, bringt Geschmack und Genuss, kann Krankheiten vorbeugen und heilen, ist Gemeinschaftserlebnis und Ritual. Doch seit dem Siegeszug von Fast Food und Convenience-Produkten wird unser Essen immer vitalstoffärmer und eindimensionaler, und leistet ernährungsbedingten Erkrankungen wie Arthritis, Adipositas oder Allergien Vorschub. Wie wir unser Essen ganz praktisch wieder beseelen und seine Heilwirkung zurückerobern können, erklärt der Psychiater und Ernährungsexperte Gregor Hasler anhand von aktuellen Forschungsergebnissen und Erkenntnissen aus spirituellen Traditionen. Die gute Nachricht: Mit nur wenigen Maßnahmen lässt sich der Körper wieder ins Lot bringen. So verlangsamt achtsames Essen den Anstieg des Blutzuckers. (Intervall-)Fasten reguliert nicht nur das Gewicht, sondern sorgt auch für eine bessere Konzentration. Unverarbeitete Lebensmittel, deren Matrix nicht zerstört wurde, stärken das Mikrobiom. Gregor Hasler motiviert dazu, Nahrung gut auszuwählen und sie auf gesunde Weise zu essen. Schließlich können wir den Teufelskreis zwischen innerer Leere und leeren Kalorien durchbrechen und den Weg in die Fülle finden, in der wir uns mit uns selbst und der Welt verbinden.
Arkana Verlag – gebunden – 272 Seiten – 22,00 € – ISBN 978-3-4423-4315-7