Definitiv sind die Adjektive „unaufgeregt“ und „tief“, wie für diesen Film gemacht. Die Ruhe mit der die zynisch, intellektuellen Hochschul-Kreisen in der Hauptstadt oder der kopfgesteuerte, saloppe Umgang mit Ex-Männern und deren neuer Familie gezeigt wird, macht den Zuschauer regelrecht kribbelig. Solange Clara, die Dozentin, die gerade ihren Doktor macht, in Berlin ist, wirkt auch sie unaufgeräumt. Sie kann sich weder für noch gegen ihre Affäre zu einem Studenten entscheiden. Ihrer Doktormutter Margot die Stirn zu bieten ist ebenfalls nicht drin, doch am schlimmsten ist es, wenn das Gespräch auf ihre ostdeutsche provinzielle Herkunft kommt. Als sie mit ihrer jugendlichen Tochter Emma zum 60. Geburtstag ihrer Mutter zurück in die Provinz fährt, scheint dort die Zeit stehen geblieben. Zwar wird Clara ruhiger bei den Leuten ihrer Vergangenheit, ist aber mittlerweile keine mehr von ihnen und wird selbst zur Beobachterin. Und im Endeffekt ist es egal, ob als intellektueller Überflieger im Westen oder Landpomeranze im Osten, in beiden Strukturen reden alle nur übers Wetter. Nur so kann man vermeiden, auf den schmerzhaften Kern der Dinge zu kommen.
Ich war durch und durch begeistert. Der Film fängt die Landbevölkerung im Osten genau wie die sogenannte hippe Berliner Society einem Dokumentarfilm gleich ein. Das pralle wahre Leben starrt einem entgegen. Nicht nur hat die Regisseurin Annika Pinske genau hingesehen, wie solche Strukturen funktionieren, sie hat die Menschen auch äußerst realistisch wiedergegeben. Das hat auch viel mit den schauspielerischen Leistungen zu tun. Nicht nur die Hauptprotagonisten, sondern auch alle Nebenrollen treffen den richtigen Ton. So wird der Zuschauer zum Voyeur und fühlt sich manchmal auch so. Sehr sehenswert!
Szenenfotos Copyright: ® Grandfilm Klappentext Grandfilm: Clara (Anne Schäfer) hat es geschafft. Weg aus der ostdeutschen Provinz führt sie als Dozentin ein unabhängiges Leben in Berlin und macht ihren Doktor in Philosophie.
Zwischen ihren beruflichen Ambitionen, einer Affäre mit einem ihrer Studenten (Marcel Kohler) und der fordernden Freundschaft zu ihrer Doktormutter Margot (Judith Hofmann) bleibt wenig Zeit für die Familie.
Als Clara mit ihrer jugendlichen Tochter Emma (Emma Frieda Brüggler) zum 60. Geburtstag ihrer Mutter Inge (Anne-Kathrin Gummich) zurück in die Heimat fährt, wird sie mit ihrem Ideal von einem freien, selbstbestimmten Leben konfrontiert.
Wie hoch ist der Preis, den sie dafür zahlen muss?
Pressestimmen:
„Die Regisseurin Annika Pinske stellt beide Milieus treffend dar. Alles passt: Konversationen, Haltungen, Gesten. ALLE REDEN ÜBERS WETTER ist nicht nur ein Film über die Schwierigkeit des sozialen Aufstiegs, die Schwierigkeit, diesen Aufstieg als Frau zu meistern, sondern vor allem einer über Sprachlosigkeit. Zwischen Müttern und Töchtern, zwischen Ost- und Westdeutschen.“ ZEIT Online„Ein kluges Gesellschaftsdrama über Heimat und Herkunft.“ SÜDDEUTSCHE ZEITUNG„Feines Mütter-Töchter-Drama … mit herzlichem Blick auf die ostdeutsche Provinz“ TAGESSPIEGEL „Herausragend! Ein Film über die wichtigsten deutschen Diskurse der Gegenwart.“ DEUTSCHLANDFUNK KULTUR „Der Film erzählt sehr viel über Befindlichkeiten im Osten. […] Anne Schäfer spielt das hervorragend immer mit diesem doppelten Boden […] eine schwierige Gratwanderung […] und sie bringt diesen Zwiespalt hervorragend rüber. Fantastische Schauspieler, ein toller Cast“ |
Die DVD und Blu-ray sind seit dem 17.März 2023 erhältlich. |
Darsteller: Mit Anne Schäfer, Judith Hofmann, Marcel Kohler, Anne-Kathrin Gummich, Max Riemelt, Emma Frieda Brüggler, Sandra Hüller, Ronald Zehrfeld, Christine Schorn, Hermann Beyer u.a./ Regie: Annika Pinske
Ausstattung der DVD und Blu-ray:
EAN-Nr: 4015698711240 Bestellnummer: DV 239198 |
Technische Daten
Deutschland 2022 |
Das Cover und die Szenenbilder wurden freundlicherweise honorarfrei vom Grandfilm zur Verfügung gestellt. Die Szenenbilder werden einen Monat nach Erscheinen der Rezension wieder gelöscht.