Eigentlich bespricht man Weltbestseller Autoren kaum noch. Rezensionen sind den neuen eher unbekannten Autorinnen und Schriftstellern vorbehalten. Doch Sebastian Fitzek hat etwa gemacht, was mutig ist und bei vielen Autoren schon schief ging. Er hat das Genre gewechselt. Vom Blut aufwischenden Thrillerautoren, der manchmal so brutal wurde, das selbst hartgesottene Leser zuckten, zum leichten Geschichtenerzähler mit viel Humor aber auch einem scharfen Auge für das Alltägliche. Gratuliere Herr Fitzek, Sie haben mich dazu gebracht, bei Ihrer Geschichte laut zu lachen, in mich hineinzugickeln, zu schmunzeln, zu grinsen und manchmal auch zu seufzen. Wüsste man es nicht, dann würde man die Geschichte Elternabend niemals Sebastian Fitzek zuordnen.
Elternabend ist eine tiefsinnige Komödie, die viel Stoff zum Zustimmen gibt. Dabei musste der Autor seine Protagonisten gar nicht großartig überzeichnen. Ein genaues Hinsehen hat gereicht, um die Realität zu einer Persiflage werden zu lassen. Großartig! Und da der Autor am amüsanten anscheinend Gefallen gefunden hat, freuen wir uns auf sein nächstes Buch: Der erste letzte Tag. Die Leseprobe lag bei und die Mundwinkel zuckten schon wieder hoch und ich dachte, ach du lieber Himmel, genau, wer kennt solche Situationen nicht!
Autorenfoto: ® Marcus Höhn
Sebastian Fitzek, geboren 1971, ist Deutschlands erfolgreichster Autor. Seit seinem Debüt „Die Therapie“ ist er mit allen Romanen ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden. Mittlerweile erscheinen seine Bücher in sechsunddreißig Ländern und sind Vorlage für internationale Kinoverfilmungen und Theateradaptionen. Als erster deutscher Autor wurde Sebastian Fitzek mit dem Europäischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet und 2018 mit der 11. Poetik-Dozentur der Universität Koblenz-Landau geehrt. Er lebt in Berlin.
Was macht ein Mann mit einer blauen Hortensie und einem Gürtel um den Hals in einem fremden SUV? Ich vielleicht klauen, doch mit Blume und Gürtel, eigenartig. Was macht besagter Mann, wenn er plötzlich in eine Klimademonstration gerät und eine hübsch Frau mit lila Jogginghosen den SVU mit einem Baseballschläger zertrümmert? Und was macht er, wenn die Polizei um die Ecke kommt? Er rennt, denn er wollte den SVU, jetzt das Schrottluxusteil wirklich klauen. Und ausgerechnet sprintet er der Dame mit dem Baseballschläger hinterher, die auch das Weite sucht. Um den Fängen der Exekutive zu entgehen, flüchte man auch schon mal in einen Reisebus. Besonders wenn man so freundlich angesprochen wird. „Herr Schmolke nehme ich an … Und das ist? … Frau Schmolke.“ Also sitzen die beiden jetzt als Ehepaar wider besseres Wissen in einem Reisebus mit Ziel Wannsee-Insel, um als Eltern eines des meist gehassten Schulkindes auf einem Übernachtungselternabend der 5b zu landen.
Eigentlich muss man hier nicht viel mehr erzählen, denn die Situation ist voller Situationskomik, messerscharf beobachtet aus dem wahren Leben, aber auch etwas sentimental. Wo die Erwachsenen, sogenannten Überflieger und Helikoptereltern die Witzfiguren sind, werden die Loser und Kinder leider zu den tragischen Figuren. So nicht nur Sascha Nebel, der kleinkriminelle Autoklauer, auch Katharina die Tochter von Arne einem traumatisierten Vater und vor allem Hector, der Sohn der Schmolkes. Es war ein Vergnügen den neuen Fitzek zu lesen, denn manchmal ist weniger Blut und mehr Lachen eine echte Alternative! Comedy mit viel, viel Geist und Herz!
Elternabend, Sebastian Fitzek, Droemer, Klappenbroschur, 336 Seiten, ISBN 978-3-4326-28413-1, Euro 16,99, erschienen 26.04.2023.