Wie es scheint setzt Anna Jansson auf ihr Erfolgsrezept vom ersten Band. Denn ihre Protagonisten sind auch in Witwenwald wieder eine Ansammlung von reichlich kaputten Seelen, die sich alle mehr oder weniger verdächtig machen. So stolpert man als Leser wieder durch die recht spannende Geschichte und möchte jedem der Charaktere inklusiver Kristoffer Bark helfen. Denn logisches Handeln ist selbst bei einer Polizistin nicht selbstverständlich. Obwohl, wenn man einen richtigen Burn-out hat, fehlt vielleicht die Logik?
Fazit: Prima Fortsetzung mit viel Spannung. Manchmal zu brutal aufgetischt, das hätte auch mit leiseren, raffinierteren Effekten passieren können. Hier und da eine Wiederholung zu viel für meinen Geschmack. Nichtsdestotrotz wächst einem Kristoffer Bark ans Krimiherz und sein Team wächst so langsam auch!
Autorinnenfoto: ® Leif Hansen
Anna Jansson wurde 1958 auf Gotland geboren, wo auch all ihre Bücher spielen. Ihre Kriminalromane über die Kommissarin Maria Wern haben sich fast zwei Millionen Mal verkauft. Sie wurden in siebzehn Sprachen übersetzt und sind außerdem als Fernsehserie auch international sehr erfolgreich.
Anna Jansson hat drei erwachsene Kinder. Mit ihrem Lebensgefährten lebt sie in der Nähe der mittelschwedischen Stadt Örebro, wo auch ihre Reihe um den Kriminalkommissar Kristoffer Bark spielt.
Das Loser-Team von Kommissar Kristoffer Bark beschäftigt sich gerade mit einem zehn Jahre alten Mordfall. Die junge Frau wurde verfolgt, bedroht, gefoltert und auf äußerst brutale Weise in einer Nageltonne ermordet. Der damalige Ermittler war leider ein unmotivierter Widerling, der anscheinend auch seinen Beitrag zu Saras Burn-out beigetragen hat. Sara ist eine von Kristoffers Kolleginnen, die er eigentlich noch nie zu Gesicht bekommen hat, weil sie dauerkrank ist. Kaum das sie erste neue Anhaltpunkte gefunden haben, werden sie abgezogen. Denn Saras Mann Josef wird tot im Haus der Schwiegermutter gefunden. Natürlich verschlimmert das Saras Zustand noch mehr, vor allem, weil sie ebenfalls verdächtigt wird. Bark erkennt aber sehr schnell Parallelen zu seinem Cold Case. Denn auch Sara wird gestalkt. Jemand belästigt sie mit Anrufen, verbreitet Lügen, denunziert sie beim Jugendamt und bewegt sich anscheinend unerkannt in ihrer Wohnung. Hat der alte Fall etwas mit Sara und dem Tod ihres Mannes zu tun? Oder ist Sara einfach nur eine raffinierte Polizistin, die das hysterische Opfer mimt.
Hier und da muss man ein wenig großzügig sein und akzeptieren, dass einige Protagonisten sich mit offenen Augen ins Unglück stürzen oder das die Polizeispitze Dinge anordnet, die eigentlich keiner Logik folgen. Umso mehr hat man Vergnügen an Kommissar Bark. Er ist einfach ein gebeutelter Mann und Vater und ein bisschen ein verliebter Trottel. Doch seine zwischenmenschlichen Schwächen gleicht er bei den Kriminalermittlungen zu hundert Prozent aus.
Gute Thriller-Unterhaltung aus Schweden, den auch wenn die Geschichte als Krimi tituliert ist, wischt man einiges an Blut auf, wie in einem echten Thriller!
Witwenwald, Anna Jansson, Blanvalet, Taschenbuch Klappenbroschur, 528 Seiten, ISBN: 978-3-7341-1151-7, Euro 12,00. Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann. Erschienen am 09. November 2022.