Was man zu diesem Buch wissen muss „Asperger-Syndrom“. Das Asperger-Syndrom ist eine nach dem Kinderarzt Hans Asperger benannte Variante des Autismus. Merkmale sind Besonderheiten und Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie Unterschiede in der Wahrnehmung und Reizverarbeitung, insbesondere sensorische Über- oder Unterempfindlichkeiten. Beeinträchtigt ist vor allem die Fähigkeit analoge Kommunikation wie Gestik, Mimik, Blickkontakt bei anderen Personen auszuwerten oder selbst auszusenden. Das Verhalten von Asperger-Autisten wirkt daher merkwürdig auf andere Personen. Die Intelligenz ist in den meisten Fällen normal ausgeprägt. Doch wird ihr Verhalten von anderen als wunderlich angesehen. Das Asperger-Syndrom kann sogar mit Stärken verbunden sein, etwa in den Bereichen der objektiven, nicht emotionalen Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit und der Gedächtnisleistung. Tim Sullivans Auftaktkrimi für seine neue Krimireihe mit einem Kommissar mir Asperger-Syndrom finde ich sehr mutig und gewagt. Doch nach der Lektüre muss ich mich eines Besseren revidieren und habe große Hochachtung vor Tim Sullivan.
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Tim Sullivan ist ein von der Kritik bejubelter Drehbuchautor, der unter anderem die Drehbücher zu Eine Handvoll Staub mit Kristin Scott Thomas, Engel und Narren mit Helen Mirren und Helena Bonham Carter, Jack und Sahra-Daddy im Alleingang, bei dem er auch Regie geführt hat, bekannt geworden. Zudem hat er für Hollywood geschrieben, sowohl für Realfilme als auch für Animationsfilme. Inzwischen hat er eine Krimireihe um den exzentrischen und sozial unbeholfenen DS George Cross begonnen. Der Kriminalist ist der erste aus dieser Serie. Er lebt mit seiner Frau und Emmy- Gewinnerin in North London.
Ruhig, ohne Hektik, ohne große Geräusche oder rasender Autos ist dieses Buch. Denn DS Cross fährt Fahrrad. Allein, dass für uns als Betrachter, das Verhalten des unter dem Asperger-Syndrom beeinflussten DS George Cross im Umgang mit den eventuellen Verdächtigen, und die für die Kollegen schwierige Zusammenarbeit seiner zugeordneten Partnerin Ottey und der Umgang von seinem Chef Carson, der ihn respektiert und vor Obrigkeiten schützt, macht dieses Buch aus. Obwohl auch Carson mit Cross Schwierigkeiten hat, steht er zu ihm, denn Cross beschert seiner Abteilung und somit seinem Ansehen die höchste Aufklärungsquote. Die nutzt Carson zu seiner persönlichen Reputation.
Im Bristoler Park wird ein Obdachloser tot aufgefunden. Die Kollegen sind sofort der Meinung, dass es eine Meinungsverschiedenheit unter Obdachlosen gab. Schnell wird auch ein Verdächtiger ermittelt und inhaftiert. Der Fall ist eigentlich abgeschlossen. Nur DS Cross entdeckt ein paar Ungereimtheiten, zumal der eventuelle Täter, Aufgrund seinen immensens Alkoholkonsums sich an nichts erinnern kann. Bei den weiteren Ermittlungen, wer eigentlich der Tote ist, stößt DS Cross auf einen Fall von vor fünfzehn Jahren, der ebenfalls vorzeitig als gelöst schien und auch wahrscheinlich den Falschen hinter Gitter gebracht hat. Gehören die Fälle zusammen. Was ist damals passiert? Warum wurde damals nicht wichtigen Spuren nachgegangen? Was hatte den damaligen Ermittler bewogen so zu handeln? Wie es DS Cross Art ist, geht er jedem Detail nach. Für seine Kollegen und Mitarbeiter beginnt eine Sisyphos-Arbeit um jeden kleinsten Hinweis nachzugehen. Ohne dass DS Cross je eine Meinung oder Dankbarkeit zeigt oder nicht zeigen kann. Tim Sullivan hat den Kriminalist allein auf den Autisten DS Cross mit allen Facetten aufgebaut. Sehr interessant und verständnisreich. Am Anfang habe ich mich etwas schwergetan, doch empfehle ich ihnen weiterzulesen. Sie werden das Buch um DS Cross lieben. Man fühlt mit ihm und klärt mit DS Cross den Fall. Ich bin heute schon gespannt auf den Nachfolgeroman.
Der Kriminalist, Tim Sullivan, Blanvalet, ISBN: 978-3-7341-1169-3, Taschenbuch, Seiten 509, € 12,00, erschienen Januar 2023, aus dem Englischen: Frauke Meier