Birgit Happel: Auf Kosten der Mütter

Zu lange haben wir uns an den Spruch „über Geld spricht man nicht“ gehalten und zu lange auf den Spruch „alles wird gut“ vertraut. Und so, wie es unseren Großmüttern und teils auch noch unseren Müttern ging, die in einer Ehe gefangen waren, weil sie sich eine Trennung aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht leisten wollten oder konnten, wird es uns nie ergehen… Wirklich? Eine aussagekräftige Antwort, ob die eigenen, getroffenen Vorkehrungen ausreichen werden, erhalten Interessierte nachdem sie sich durch das Buch gearbeitet haben. Und wer sich mit diesem Thema noch nicht auseinandergesetzt hat, bekommt jetzt vielleicht eine Vorstellung davon, was zu tun ist, um finanziell selbstbestimmt zu leben. Und nebenbei bemerkt, nicht nur als Mutter. Birgit Happels Sachbuch ist strukturiert, verständlich und gutgeschrieben. Der Gedanke, wie sehr unsere eigene Biografie mit Geld verbunden ist, wurde von vielen vielleicht noch nicht gesehen. Das umfangreiche Inhaltsverzeichnis erlaubt einen schnellen Zugriff auf bestimmte Themen und macht das Buch zusammen mit den Links, Literaturhinweisen und Adressen von Beratungsstellen zu einem wertvollen Begleiter. Fazit: Über Geld sollte man sprechen, dann stehen die Chancen, dass „alles gut wird“, gut!

Foto: Alexander Singler

Dr. Birgit Happel ist Soziologin und Bankkauffrau. Sie setzt sich als Referentin, Vortragsrednerin und Coach für die Professionalisierung der finanziellen Bildung und für finanzielle Gleichstellung ein. Als UNESCO BNE-Akteurin und Mitglied von UN Women Deutschland engagiert sie sich besonders für Gleichstellungsthemen und die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen. Die ökonomische Situation von Frauen bildete den Ausgangspunkt ihrer Studie »Geld und Lebensgeschichte« zum Umgang mit Geld aus biografieanalytischer Sicht. Ihr neues Buch »Auf Kosten der Mütter« legt die Opportunitätskosten von Mutterschaft offen und ermutigt zu finanzieller Selbstbestimmung.

Wenn wir Eltern werden, verschärft sich die Rushhour unseres Lebens – auch in finanzieller Hinsicht. Doch während viele Väter auf die Überholspur wechseln, landen Mütter noch zu häufig auf dem Standstreifen. Birgit Happel analysiert die Kosten des Kinderhabens – die offensichtlichen, aber auch jene, die wir leicht übersehen: Strukturelle Diskriminierung, fehlende Betreuungsangebote, veraltete Rollenbilder, wirtschaftliche Fehlanreize und ein Arbeitsbegriff, der Care-Arbeit systematisch ausblendet.

Kösel Verlag – Taschenbuch – 256 Seiten – 18,00 € – ISBN 978-3-4663-1193-4

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