Authentizität, selbst erlebt oder auch von Erzählern übermittelt, machen Bücher bei der Leserschaft besonders eingängig. Das vorliegende Buch ist dafür ein Paradebeispiel. Der Kriminalfall spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Der sogenannte „Totenwinter“ 1947 im Ruhrgebiet spielt die Hauptrolle,in der es für die Menschen um das blanke Überleben ging. In dieser Nachkriegszeit kam praktisch alles zum Stillstand. Wie festgefroren waren Menschen und das wirtschaftliche Leben. Es war geprägt von der Beschaffung von Nahrung und Heizmaterial. Schwarzmarkt und Kohleklau waren angesagt und ging durch die gesamte Gesellschaft. Wir, die nach Kriegsgeneration, können dies aus schwacher eigener Erinnerung nachvollziehen. Das Buch macht uns aber bewusst wie es ist in einer solchen Situation zu sein. Dabei gehen meine Gedanken zu den Menschen im Winter, der jetzt in der Ukraine herrscht. Der Kriminalfall dreht sich um Schwarzmarktgeschäfte und um Regelungen der Produktionsmittel in der Stahlwirtschaft. Ein Buch, das unter die Haut geht.
Sabine Hofmann wurde 1964 in Bochum geboren und studierte Romanistik und Germanistik. Gemeinsam mit Rosa Ribas schrieb sie drei Kriminalromane über die Nachkriegszeit im Spanien. Zurzeit fasziniert sie die Beschäftigung mit der deutschen Nachkriegszeit als Bodensatz ihrer Kindheitserinnerungen – der Geschichten und Erlebnisse von Eltern, Großeltern, die ihre eigene Kindheit prägten. Sie lebt mit Mann, Kind und Kater in Erbach im Odenwald.
Das Ruhrgebiet im Winter 1947. Die junge Edith, aus Ostpreußen nach Bochum geflüchtet, hat endlich eine Anstellung gefunden – bei Pollmann, einem umtriebigen Anwalt, der häufig hart am Rand der Legalität agiert. Als ein ehemaliger KZ-Häftling, der bei den Arbeitern der Region hohes Ansehen genießt, ermordet in einem Eisenbahnwaggon aufgefunden wird, deutet einiges darauf hin, dass Pollmann in diesen Mordfall verwickelt ist. Edith beschließt, der Sache nachzugehen – ohne zu ahnen, worauf sie sich einlässt.
Sabine Hofmann: Toten Winter, Aufbau Taschenbuch, ISBN 978-3-7466-3963-5, Seiten 352, € 14,00