Kate Saunders: Die Intrigen am King’s Theatre

Seit Jane Austen die Leser mit ihren bezaubernden Geschichten über mutige, eigenwillige, junge Damen und galante Herren entzückte, hat das viktorianische England nichts von seinem Reiz für Autoren und Leser verloren. Im Gegenteil, in einer Zeit, in der es gesellschaftlich akzeptiert ist, in Jogginghose in ein Restaurant zu gehen, haben Geschichten mit ihren anspruchsvollen Umgangsformen, die im 19. Jahrhundert spielen, Konjunktur. Kate Saunders unterhaltsamer dritter Laetitia-Rodd-Krimi spielt im Jahr 1853. Da die beiden vorangegangenen Fälle in sich abgeschlossen sind, benötigt man keine Vorkenntnisse um „Die Intrigen am King’s Theatre“ zu lesen. Der Autorin gelingt der Spagat zwischen historischer Authentizität und modernen Formulierungen. Durch diesen gekonnten Mittelweg kommt Saunders Geschichte um die vornehme Londoner Privatdetektivin Laetitia Rodd, Witwe eines Erzdiakons und der Inbegriff an Seriosität, nicht antiquiert herüber. Die Protagonistin ist für ihre Zeit eine ungemein moderne Frau, die mit den vorherrschenden gesellschaftlichen Konventionen jedoch gut vertraut ist und sich auch in Zurückhaltung üben kann, wenn es nötig ist. Nur ungern übernimmt Mrs. Rodd das Mandat als Vermittlerin in der Scheidungsangelegenheit des Schauspielerehepaares Transome zu fungieren. Doch was als einfache Verhandlungssache beginnt wird kompliziert, als in der ausgebrannten Hülle des alten Theaters eine Leiche entdeckt wird. Bald findet sich Mrs. Rodd in Familienpolitik und Rivalitäten, die die Capulets und Montagues beschämen würden, und Verrat in Shakespeare Dimensionen wieder. Mrs. Rodd wird all ihre Ermittlungsbefugnisse brauchen, ganz zu schweigen von ihrer berühmten Diskretion, um den Fall zu lösen, bevor es erneut zu einer Tragödie kommt. Gut definierte Charaktere, eine komplexe Handlung und ein betörender Erzähler machen diesen Krimi zu einem Lesevergnügen.

Kate Saunders ist erfolgreiche Autorin zahlreicher Romane und Kinderbücher, für die sie – auch in Deutschland – ausgezeichnet wurde. Als Journalistin und Rezensentin schreibt sie u.a. für die »Sunday Times« und »Cosmopolitan«, ist als Jurorin tätig und arbeitet für das Radio. Sie ist begeisterte Londonerin.

 

 

London, 1853: Eigentlich sollte Laetitia Rodd lediglich dem berühmten Schauspieler-Ehepaar Transome während seiner Trennung zur Seite stehen – schließlich ist sie in der guten Gesellschaft für ihre Diskretion bekannt. Doch noch während Mrs. Rodd versucht, hinter die intriganten Machenschaften der Familie zu blicken, überschlagen sich die Ereignisse: Im Londoner King’s Theatre wird eine Leiche gefunden und die Transomes geraten unter Verdacht – denn sie waren als letztes im Besitz des Theaters. Haben sie etwas mit dem Toten zu tun? Inmitten von dunklen Geheimnissen, verbotenen Gefühlen und einem verhängnisvollen Brand, der beinahe alle Spuren vernichtet hätte, beginnt Laetitia Rodd zu ermitteln.

Fischer – Taschenbuch – 368 Seiten – 11,99 € – ISBN 978-3-596-70627-3