„Splendido“ Italienisch Kochen! Mercedes Lauenstein, Juri Gottschall

„Minimales Design, maximales italienisches Lebensgefühl“ Antje Wewer, Salon Magazin. Vorweg: das Buch ist außerordentlich. Ein Buch zum Verlieben. Und doch ein ganz anderer Stil. Mit großer Skepsis und vielleicht schon mit vielen Vorbehalten, aufgrund einiger nicht so guter Erfahrungen bei der Fülle der Kochbuchveröffentlichungen, habe ich dieses Buch in die Hand genommen und erstmal geblättert. Die Bilder sind mehr als einladend und das Vorwort hat alle Zweifel beiseitegeschoben. Das Vorwort hat mir persönlich aus der Seele gesprochen und der Stil und die Art die Rezepte darzustellen noch mehr.

Autorenfotos: Copyright Juri Gottschall, Copyright Mercedes Lauenstein

Mercedes Lauenstein und Juri Gottschall leben seit vielen Jahren in Deutschland und Italien. Aus ihrer großen Leidenschaft für beste Lebensmittel und die einfache italienische Küche haben sie neben ihrer mehrfach ausgezeichneten Arbeit als freie Autoren und Fotografen 2015 das Onlinemagazin Splendido gegründet, wo sie über gute Produkte, Kochen und Konsumkultur berichten. Jetzt veröffentlichen sie erstmals die Essenz ihres über viele Jahre gesammelten Wissens in Buchform, ergänzt durch zahlreiche neue, unbekannte Rezepte. Mehr unter splendido-magazin.de

Zum Buch. Wie Antja Wewer beschrieben, minimales Design. Um das Buch etwas aufzuhübschen hat der Verlag einen halben Schutzumschlag mit einem blassen Bild, von einer eventuellen italienischen Terrasse. Wie gesagt, minimales Design und drinnen maximales italienisches Lebensgefühl. „Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an meine Lieblingsküche“ Christoph Amend, Zeit Magazin. Eigentlich könnte ich diese Rezension mit den Aussagen anderer Kritiker füllen. Eine besser als die andere. Ich wiederhole mich, dieses Buch ist eine besondere Art für sich – einfach gut! Eine Einladung zum Selbermachen, Ausprobieren und dann nur noch Genießen. Frappierend, ein ganz anderer Stil. Rezepte ohne Mengenangaben. Da habe ich gerade die Rezension über das Buch von Annabel Abbs, Miss Elizas englische Küche, „Wie das erste moderne Kochbuch entstand“ geschrieben. (veröffentlich im Eschborner Stadtmagazin, www.eschborner-stadtmagazin.de) In der Geschichte, auf Tatsachen beruhend, geht es um eine junge Dame, um 1835, in England, die das sogenannte erste richtige brauchbare Kochbuch geschrieben hat. Sie hat gegenüber den Vorgängerbüchern minutiös alle Gramm- und Literangaben mit Garzeit, Temperatur und Machart aufgeschrieben. Über zehn Jahre hat Eliza an ihrem Kunstwerk gearbeitet. Leider haben den Ruhm die Nachfolger bekommen. Die haben zum Buch von Eliza das Rezept an den Anfang gesetzt. Das war der Anfang der heutigen Kochbücher. Und nun „Splendido“ ohne Mengenangaben, einfach nur die Zutaten aufgezählt und was das Beste ist, immer nur ganz wenige davon. Man wird aufgefordert selbst zu experimentieren. Mut zu haben sich in der Küche auf sein Gefühl zu verlassen. Hilfreich sind jeweils die Einleitungstexte zu jedem Gericht. Die einen zusätzlich auf einen stimmungsvollen Genuss einstimmen. Probieren sie mal Spaghetti alla Nerano – die gekonnte Alternative zu Spaghetti in Tomatensauce. Mein Fazit: blättern sie in dem Buch rum, lassen sie sich von den Bildern verführen und erfreuen sie sich an den minimalistischen Angaben. Ich verspreche ihnen, beim Blättern kommen sie nicht weit, sie sind viel zu schnell in der Küche.

Zur Einstimmung ein paar Zeilen aus dem Vorwort:

Willkommen in der Splendido-Küche. Wenn man sich, wie wir, seit der Kindheit für gutes Essen begeistert, gibt man später den Großteil seines Geldes für bessere Restaurants aus oder man beginnt selbst zu kochen. Selbst kochen hat viele Vorteile. Man weiß, was man auf dem Teller hat, kann einen kühlen, fremden Ort in wenigen Minuten in ein warmes Zuhause verwandeln und findet Glück, wo andere nur faden Alltag sehen: Wer kocht, dem werden die Besuche von Märkten, Lebensmittelhändlern und Supermärkten zu anregenden Unternehmungen und Küchen zu verlockenden Werkstätten. Und entgegen viele Vorurteile ist gut zu kochen nicht kompliziert. Die besten Gerichte sind oft die einfachsten. Niemand braucht fünfzig verschiedene Zutaten aus sieben unterschiedlichen Läden. Ein paar zuverlässige Grundprodukte bester Qualität, scharfe Messer und neugierige Sinne genügen. Nach einem anstrengenden Tag im warmen Küchenlicht bei guter Musik in Ruhe Knoblauch und Petersilie zu schneiden ist ein schönes Ritual, das enorm viele Bedürfnisse befriedigt. Es entspannt, versöhnt mit dem Tag, verbindet einen mit den eigenen Sinnen und Mitbewohnern. Es hat nur eine einzige bedauerliche Nebenwirkung: Schon bald genügt einem die Qualität des Essens in den Restaurants nicht mehr.

Splendido, Mercedes Lauenstein, Juri Gottschall, Dumont, ISBN: 978-3-8321-6908-4, Gebundenes Buch, Seiten 256, Abbildungen 130, € 30,00, Erschienen am 12.4.2022