Eine wahre Geschichte über eine besondere Freundschaft. Verwundert und etwas sprachlos habe ich den Titel gelesen. Im Volksmund spöttisch bekannt: „Die gute englische Küche!“ gemeint ist genau das Gegenteil. (pers. Anmerkung: das hat sich extrem geändert. Zurzeit kommen die besten neuen Küchenideen und Innovationen, mit sehr hoher Qualität, aus Great Britain). Und nun soll eine junge Dame, um 1830, das erste wirklich brauchbare Kochbuch geschrieben und zusätzlich die Küche revolutioniert haben? (pers. Anm.: was ist in der Zwischenzeit passiert? Wo ist die Küche abhandengekommen?)
Autorenfoto: Copyright ® Aaron Hargreaves
Annabel Abbs ist Schriftstellerin und Journalistin. Ihre historischen Frauenstoffe wurden bereits mit Preisen ausgezeichnet. Die Romanbiografie „Frieda“, in der sie das Leben der Frieda von Richthofen nachzeichnet, war unter anderem „Times Book of the Year“. Annabel Abbs lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in London und Sussex.
England 1835 ist im Aufbruch. Die Industrialisierung mit Dampfmaschinen, Lokomotiven und verbesserten Banksystem ist im vollen Gange. Das konventionelle Leben der besser Betuchten mit Herrschaftshaus, Gouvernanten, Hauslehrern, genügend Personal für alle Tätigkeiten gehörten zum Alltag. Die Dame des Hauses hatte sich um das Personal zu kümmern und sich um die Empfänge ihres Mannes zu kümmern und als gute Gastgeberin zu Unterhalten. Wer es sich leisten konnte, hatte einen französischen Koch. Wenn nur eine Köchin da war, hat man es nicht gesagt. Eliza schreibt liebend gerne Gedichte und hatte auch schon ihren ersten Gedichtband veröffentlich. Nun möchte sie ihren zweiten auch veröffentlichen. Doch der Verleger lehnt es ab. Gedichte will keiner mehr lesen und schon gar nicht von einer Frau. Der Verleger fordert Eliza auf, ein Kochbuch zu schreiben. Sie verlässt den Verlag mit den Worten: „Ich kann doch gar nicht kochen!“ Durch ein wirtschaftliches Missgeschick muss der Vater das Land verlassen, die Mutter und Eliza pachten eine Pension und wollen sich mit Gästen über Wasser halten. Obwohl es ein Affront war zu damaliger Zeit als besser gestellte Frau in die Küche zu geben, begibt sich Eliza dorthin und beginnt zu kochen. Dabei eine junge Küchenhilfe, mit der sie allerhand ausprobiert und anfängt minutiös alles aufzuschreiben, von Gewicht, Menge und Garzeiten. Was vorher nicht gemacht wurde.
Annabel Abbs hat sich mit der Biografie von Eliza Acton befasst und ihren Werdegang mit nur vier zusätzlichen fiktiven Personen, in einer realistischen Geschichte, in diesem Roman zusammengestellt. Basierend auf der Biografie von Eliza Acton und dem wirklichen Werk des Kochbuchs von Eliza Acton, womit sie die Küche revolutioniert hat. Beim Lesen dieses Buches war es faszinierend für mich, dass Eliza als Dichterin Poesie formuliert hat. Diese Poesie muss sich auf Annabel Abbs übertragen haben. Denn dieser Roman liest sich wie Poesie. Eine Freude es zu lesen.
Miss Elizas englische Küche, Annabell Abbs, btb, ISBN: 978-3-442-772299-2, Taschenbuch, Seiten 425, € 12,00