Ist es gut, wenn emanzipierte Männer Bücher von emanzipierten Frauen lesen. War meine Frage bei der Einleitung zum ersten Teil von Ines Thorns Roman „Die Buchhändlerin“. Und am Ende schrieb ich, dass ich es schade finde, dass das Buch zu Ende war. Ich hätte gerne mehr erfahren, von der Geschichte und wie die Entwicklung und Wünsche der Protagonisten weiter gehen. Mein Bitten ist erhört worden und Ines Thorn hat die Fortsetzung mit „Die Macht der Worte“ geschrieben. Mit großen Erwartungen und Freude habe ich die Geschichte über den Werdegang und den Wünschen einer jungen Frau vom Ende des Nationalsozialismus bis in die fünfziger Jahre und nun bis zum Ende der 60ziger Jahre weiterverfolgt. Ich wurde nicht enttäuscht.
Autorenfoto Copyright: ® Jochen Schneider
Ines Thorn ist 1964 in Leipzig geboren. Dort absolvierte sie eine Ausbildung zur Buchhändlerin und arbeitete dort in diesem Beruf. Mit der Wende wechselte sie 1990 in den Westen nach Frankfurt am Main und studierte an der Goethe-Universität Germanistik, Slawistik und Kulturphilosophie. Nach dem Studium arbeitete sie in einer Bibliothek. 2000 veröffentlichte sie ihren Debütroman „Die Spiegeltänzerin“. 2003 gab sie ihren Beruf auf, um als Autorin ihre Passion zu finden. Bei den vielen Veröffentlichungen der sehr gut recherchierten und dargestellten Historienromanen, gilt sie als Workaholic. Heute lebt und arbeitet Frau Thorn in Frankfurt.
Die Vorgeschichte ist, der Krieg ist vorbei, die Amerikaner haben das zerbombte Frankfurt besetzt, der Vater ist im Krieg verschollen und das, Gott sei Dank, von Bomben verschonte Haus ist mit Flüchtlingen belegt. Christa, eine junge Frau träumt vom Studium. Sie will alles andere, nur nicht dem Wunsch der Mutter und der damaligen Gesellschaft entsprechen: „du gehst zur Bräuteschule, heiratest, bekommst Kinder und bist eine gute Ehefrau!“ Der Versuch zu studieren, scheitert an den noch nazibehafteten Professoren. Nur ihr Onkel, Besitzer einer Buchhandlung bittet sie ihm in der Buchhandlung zu helfen. Als das Schicksal dem Onkel übel zuspielt, bittet er sie die Buchhandlung zu führen. War es das mit dem Studium? In der „Macht der Worte“ geht es genauso turbulent weiter. Der Onkel kommt zurück und übernimmt die Buchhandlung wieder. Die große Liebe ist nicht zu erreichen. Es gibt einen neuen Mann. Doch ist es das, was sie will? Eine Geschichte um die Verwirklichung junger Frauen in den Zwängen der damaligen Gesellschaft. Dem Pflichtbewusstsein in einer verkehrten Ehe. Dem erwarteten funktionieren als Ehefrau und Mutter. Schuldgefühle. Und nebenbei, was mich besonders begeistert hat, zeitliche Vorgänge, von der Aufbegehren der Jugend. Die Studentenrevolten. Das erste Auto. Die ersten Urlaubsfahrten nach Italien. Oder bedrückende Bucheinbände. Da Ines Thorn heute noch selbst mit Begeisterung in einem Buchladen arbeitet, ist man doch häufig mit den Gedanken dabei, wieviel von der Protagonistin ist Ines Thorn selbst. Eine Freude zu lesen.
Macht der Worte, Verlag: Rowohlt Polaris, ISBN: 978-3-499-00814-6, Taschenbuch, Klappenbroschur, Seiten: 349, Preis: € 16,00