Film: Herr Bachmann und seine Klasse – Silbener Bär Berlinale 2021

Die sechste Klasse einer Gesamtschule in Stadt Allendorf. Eine Stadt in Hessen, die durch ihre Industrie einen Ausländeranteil von einem Viertel der Einwohner  hat und bei den mittlerweile deutschen Einwohnern ebenfalls ein Viertel Migrationshintergründe hatten. Das spiegelt sich in Herrn Bachmanns Klasse wieder. Der kleine Klassenverband ist ein bunt gemischtes Völkchen von Kindern aus Bulgarien, der Türkei, Italien, Kasachstan und Rumänien, von denen viele noch vor Monaten kein einziges Wort Deutsch sprachen. Eine derweil alltägliche Schulsituation, die durch unrealistische Lehrpläne, überforderte Pädagogen und Pisa-Studien an den Bedürfnissen der Kinder vorbei erziehen. So bleibt es an den Lehrern hängen, die unterschiedlichen Anforderungen, Kulturen und Religionen so zusammen zu bringen, dass  ein echter Klassenverband entsteht.

Dass so etwas überhaupt möglich ist, zeigen Herr Bachmann und seine Klasse. Der Film ist eine Dokumentation, die aufzeichnet wie Vertrauen, Freundschaft, Freude am Lernen und Ehrgeiz entstehen kann, wenn man richtig auf die jungen Menschen zugeht. Ein berührender Film, der bei der Lehramtsausbildung zum Pflichtprogramm werden sollte.

Es ist ein schöner und kluger Film, der das Herz berührt und zu Recht den Silbernen Bären bei der 71. Berlinale letztes Jahr gewann. Die Regisseurin Maria Speth begleitete Herrn Bachmann und seine sechste Klasse ein Schuljahr lang.

Ein wichtiges Jahr, denn danach entscheidet sich, wer von den Schüler das Gymnasium, die Realschule oder auch die Hauptschule besucht. Natürlich müssen Deutsch, Englisch, Geschichte und auch Mathematik sitzen, aber was in einem so multikulturellen Klassenverband am wichtigsten ist, ist das Vertrauen: zueinander, zwischen Muslima und Atheist, Mädchen und Jungen, Lehrer und Schüler.

Und genau dieses Vertrauen schafft Herr Bachmann zusammen mit seinen Schüler. Es wird viel musiziert, vorgelesen und vor allem diskutiert. Plattetüden haben keinen Platz und müssen mit Argumenten gefüllt werden, um im Raum stehen zu bleiben. Unermüdlich bleibt Lehrer Bachmann an seinen Schüler dran.

 

Versucht Wut aufzulösen, tröstet, hört zu und korrigiert Situationen und Ansichten vorsichtig und liebevoll. So hört man während der Laufzeit von stolzen 217 Minuten auch des Öfteren einen Schüler sagen: Herr Bachmann ich liebe dich!

 

Mit Respekt habe ich verfolgt, wie dieser Lehrer nicht nur die Hormone der Heranwachsenden in richtige Bahnen lenkt, er schafft auch kulturelle Brücken, die gegenseitigen Respekt nach sich ziehen. Es muss sehr anstrengend sein, immer so bei den Kindern zu sein. Doch es ist mehr als lohnenswert, denn die Liebe und Zuneigung seiner Schüler dankt es ihm.

Ein Film der den Trend zu Privatschulen und alle Pisa-Studien-Anbeter Lügen straft. Denn die Zukunft dieses Landes und der Gesellschaft sitzt momentan auf der Schulbank, der mit multikulturellen Mischungen überforderten öffentlichen Schulen. Wenn wir diese Kinder nicht rechtzeitig abholen, mit welcher Art von Erwachsenen müssen wir dann rechnen, mit was für deutschen Staatsbürgern? Wir sind für die Entwicklung unserer Kinder verantwortlich und dass auch Lehrer diese Verantwortung übernehmen können, zeigt Herr Bachmann.

Auf DVD und Blu-ray seit dem 18. Februar erhältlich

Regie: Maria Speth

Darsteller: Herr Bachmann und die Schüler seiner sechsten Klasse, weitere Lehrer und Eltern

TECHNISCHE DATEN:  Produktion: Deutschland 2021, Sprache: DVD: Originalfassung (Deutsch), VoD: Originalfassung (Deutsch), Fassung für Sehbehinderte, Untertitel: Englisch, Deutsche Untertitel für Hörgeschädigte, Bonusmaterial: Trailer, Bildergalerie, Kurzbiographie und Director’s Statement von Regisseurin Maria Speth

Tonformat: Deutsche Fassung 5.1 DD, Laufzeiten: Hauptfilm: ca. 217 Minuten / Trailer ca. 3 Minuten, Bildformat: 1:2,39, FSK: ab 0 Jahren, Ländercode: 0/PAL

EAN-Nr.: 4015698805376 /Bestell-Nr.: 221508

Die Szenenfotos wurden freundlicherweise honorarfrei von Grandfilm zur Verfügung gestellt und werden einen Monat nach Erscheinen der Rezension wieder gelöscht