Heimwehküche Vegetarisch, Madeleine und Florian Ankner

Die Serie Heimwehküche vom DK Verlag ist von sich aus eine gelungene Sache. Der Titel Heimwehküche lädt ein zu einer Küche mit deutschen Wurzeln von Nord nach Süd, von Ost nach West. Gerichte die regional gekocht werden, aber woanders wenig bekannt sind. Also eine Einladung über den Tellerrand hinauszuschauen. Es sind schon erschienen Heimwehküche „Lieblingsessen aus Omas Küche“ und Norddeutsche Heimwehküche „Die besten Rezepte von Ostfriesland bis Rügen“.

Jedes Mal von einem anderen Autorenteams. Dieses Mal von dem Ehepaar Madeleine und Florian Ankner.

Fotocopyright: ® Madeleine und Florian Ankner

Die Journalisten Madeleine und Florian Ankner leben ihre Liebe zum guten Essen, feinem Gebäck und Selbstgemachtem auf ihrem Blog „Das Backstübchen“. Für ihr erstes eigenes Buch „Apfelküche“ reisten sie in den Norden Deutschlands zum Apfelbauern. Beim Kochen hören sie auf ihr Bauchgefühl – und das hat sie mehr und mehr zu saisonalen und regionalen Produkten geführt. Auf Instagram begeistern sie über 28.000 Follower mit ihren Rezepten.

 

Wer sich mit der Geschichte der deutschen Küche beschäftigt, kommt sehr schnell zu dem Ergebnis, dass die sogenannte deutsche Armenküche bis in die 1960 Jahre gang und gebe war. Begründet auf den Umstand, dass nur sehr wenig Menschen sich beim Essen Fleisch leisten konnten. Da war, um die Familie satt zu bekommen, großer Erfindungsreichtum und Kreativität gefragt. Und weil kein Fleisch zur Verfügung stand, war diese Küche automatisch vegetarisch. Nur hat man das damals noch nicht so bezeichnet. Auch wurde in den nordischen Ländern nicht mit Öl gekocht, sondern mit tierischen Fetten. Was auch im kalten Norden mit den langen Wintern zum Überleben wichtig war.

Um die Gerichte gehaltvoller zu machen hat man bei vielen Gerichten geräucherte Speckwürfel dazugegeben Aus dieser Zeit heraus kochen noch viele Köche unbewusst die alten Rezepte nach, wie Bohnenbündchen im Speckmantel, Gestovte Bohnen mit Speckwürfel, Pilze in Mehlsauce (heute Sahnesauce) mit Speck oder Speckkartoffelsalat. Selbst ich habe noch gelernt eine Tomatensuppe mit einer Speckschwarte anzusetzen. Die dann später herausgenommen wurde. All das braucht man heute nicht mehr. Lässt man die tierischen Fette weg und ersetzt die Milchprodukte durch vegane Produkte sind diese Rezepte sogar vegan. Madeleine und Florian Ankner haben nicht die Küche der 50er oder 60er Jahre zusammengetragen. Sie haben wirklich versucht die Küche vor dem zweiten Weltkrieg aufgeschrieben. Für mich ein gelungenes Buch, inspirierend es nachzukochen.

Schon allein die alten Namen zu erfahren, wie Schnüsch, Dibbelabbes, Greane Krapfe oder Pfitzauf mit Vanillesauce. Dazu kommt, dass durch die bewusste Ernährung man wieder die alten Getreidesorten und Gemüse wieder entdeckt hat, wie die Alblinsen, die eigentlich schon als verschollen galten. Ebenso Dinkel, Gerste und Steckrüben. Alles Produkte, die unseren Speiseplan wieder bereichern. Das Kochbuch ist eine Reise durch die deutschen Regionen mit ihren Spezialitäten und historischen Hintergrund, neu konzipiert. Heimwehküche – wie sie mal war – vegetarisch.

Madeleine und Florian Ankner, Heimwehküche vegetarisch, DK, ISBN: 978-3-8310-4247-0, Hardcover, 192 Seiten, Preis €19,95