Nach seinem ersten erfolgreichen Roman, Der Kinderflüsterer, der letztes Jahr erschien, bleibt Alex North auch in Der Schattenmörder seinem Stil treu. Einer Mischung aus spannendem Thriller, gruseligem Horror, ausschweifender Mystik und knallharter Psychologie. Dabei erschafft er Umgebungen und Orte, die typisch für die Bücher Steven Kings in den Achtziger waren.
Paul kommt nach fünfundzwanzig Jahren in seine Heimatstadt Gritten zurück, um seiner sterbenden Mutter beizustehen. Er wollte die damaligen grausamen Ereignisse für immer verdrängen, doch als er wieder in seinem Elternhaus ist, kriechen die Erinnerungen wie Ungeziefer in seinen Kopf und sein Herz zurück: Der mit siebenundfünfzig Messerstichen getötete Teenager und der blutüberströmte, völlig verwirrte Billy. Charlie, der seit dem Mord nie mehr wieder gesehen wurde und Paul. Denn sie war damals alle erst vierzehn Jahre alt und miteinander befreundet.
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Alex North, geboren und aufgewachsen in Leeds, England, studierte Philosophie und arbeitete nach seinem Abschluss an der Fakultät für Soziologie und Sozialpolitik. Insgeheim hegte er aber immer den Wunsch zu schreiben. Mit seinem atmosphärischen Spannungsroman »Der Kinderflüsterer« gelang ihm 2019 der große Durchbruch. Der Roman wurde international gefeiert und stand auch in Deutschland wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Alex North lebt bis heute in seiner Heimatstadt Leeds, inzwischen mit seiner Frau, dem gemeinsamen Sohn und zwei Katzen.
„Paul du hättest nie zurückkommen dürfen“. Selbst seine durch Demenz völlig verstörte Mutter warnt ihn mit diesen Worten. Doch er kann sie jetzt nicht wieder verlassen. Fünfundzwanzig Jahre hatte er sie nicht gesehen. Hat nur selten mit ihr am Telefon gesprochen. Und das, obwohl er sie immer liebte. Es ging jedoch darum, den damalig fatalen Sommers zu vergessen. Aber was vergessen geglaubt war, schlummerte nur in Paul. Umso fürchterlicher brechen jetzt die Erinnerungen und Träume über Paul ein. Die Vergangenheit verschlingt ihn und so sieht er wieder alles vor Augen: Die Freundschaft mit James, dem kleinen zierlichen Jungen, der von seiner eigenen verbitterten Mutter schikaniert wird. Robert und Charlie, zwei eigenartige Jungen, die mit Rothand einer Sagengestalt im Wald von Gritten, genannt der Schatten, eins werden wollen. Und Jenny, Pauls erste Liebe, mit der er seine Leidenschaft für Bücher und das Schreiben teilt.
Schon als der schulbekannte Rowdy Hague vor ihren Augen genauso stirb, wie Charlie es in einem Traum gesehen hat, ist Paul die Sache unheimlich. Dennoch verbringen die vier Jungen ein paar Wochen wie Freunde. Als Charlie mit seinen Traumexperimenten jedoch immer furchteinflößender wird und den schmächtigen James regelrecht an sich bindet, verlässt Paul das Quartett. Als wäre es Schicksal, lernt er kurz darauf Jenny kennen und verliebt sich, wie nur ein Teenager es kann. Beide sind ein Herz und eine Seele, bis man die verstümmelte, von blutigen Handabdrücken umgebene Leiche findet. Danach ist für Paul nichts mehr, wie es war. Und dann gehen die mysteriösen Morde fünfundzwanzig Jahre später plötzlich weiter.
Wer Thriller mit etwas Mystik und Kopfkino mag, der ist bei dem neuen Buch von Alex North genau an der richtigen Stelle.
Schattenmörder, Alex North, Blanvalet, Taschenbuch, Seiten 410 ISBN: 978-3-7645-0711-4, Euro 13,00.