Dieses Buch ist die reale Antwort auf Don Winslows Thriller, Tage der Toten, Das Kartell und Jahre des Jägers. Unter Einsatz ihres Lebens hat die investigative Journalistin über die Machenschaften der mexikanischen Mafia und die internationalen Drogenhandelswege geschrieben. Es ist ein Dokument, das einem das Gruseln lehrt, denn die kriminelle Kreativität und Brutalität, der besonders mittelamerikanischen Kartelle sucht seinesgleichen. Doch es sind nicht nur die Hersteller, es sind die Akteure in den Konsumländern Europas, die Netzwerke, Handelsrouten und vor allem die Rolle der internationalen Behörden, die dieses kriminelles Gewerbe ermöglichen. Ein höchst interessanter journalistischer Bericht einer mutigen Frau im Kampf gegen die Mafia!
Fotocopyright: Hamburger-Stiftung-für-politisch-Verfolgte
Ana Lilia Pérez, 1976 in Mexiko City geboren, muss jeden Tag damit rechnen zu sterben – weil sie ihren Job macht. Die investigative Journalistin schreibt darüber, wie die mexanische Mafia Staat und Wirtschaft unterwandert und das Alltagsleben der Bevölkerung zur Hölle macht. Perez studierte Geschichte und Publizistik und begann als Reporterin von renommierten mexikanischen Tageszeitungen. Mit ihrem Buch über die staatliche Ölgesellschaft Pemex und deren Verstrickung mit den Kartellen („El Cartel Negro“) erregte sie Aufsehen und geriet ins Visier der Mafia; Exil fand sie zuletzt in Deutschland, beim P.E.N. und bei der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte. Ihre Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem Premio Nacional de Periodismo, dem wichtigsten mexikanischen Journalistenpreis. Heute lebt Ana Lilia Pérez wieder in Mexiko.
Die Autorin geht in ihrer Reportage auf die verschiedenen Wege ein, die Drogenhändler erfinden, um ihre Ware an die Top-Konsumenten Länder zu verschicken, zu denen leider auch Deutschland gehört. Ob nun die Kokainpäckchen ohne das Wissen der Kapitänen an Schiffsrümpfe geschweißt werden oder ob man Jachten, Mini-U-Boote und Segelboote einsetzt, nichts ist vor den Kartellen sicher. Und möglich ist so etwas nur, da die Sicherheitsbehörden der Häfen, der Polizei und der Politik, von Gangstern infiltriert sind. Es ist ein aussichtsloser Kampf gegen den Drogenhandel, wenn deren Gegner ein doppeltes Gesicht haben.
Natürlich, sagen wir behüteten Europäer: „In Ländern wie Mexiko und Kolumbien ist Korruption doch an der Tagesordnung, wen wundert es!“ Es fragt sich nur, wie können die Drogen, die täglich in Häfen wie Hamburg und Rotterdam ankommen, dort unbemerkt weitergeleitet werden. Auch dafür hat die Autorin eine Antwort: „Hinter der Herstellung und dem Vertrieb der Droge steht ein durchstrukturiertes System. Das Rauschgift erreicht die Konsumenten nur deshalb so verlässlich, weil kriminelle Organisationen die Häfen infiltrieren. Trotz der Diversität treten sie wie ein einziger multinationaler Konzern auf: Man kennt sich, spricht sich ab, warnt sich gegenseitig und überwacht auch die Ladung des jeweils anderen.“
Die Thriller von Don Winslow über das Kartell schockieren, doch der authentische Bericht von Ana Lilia Pérez macht wirklich Angst.
Kokainmeere, Ana Lilia Pérez, Pantheon Verlag, Taschenbuch, 314 Seiten, ISBN 978-3-570-55338-1, Euro 14,99.