Martin Brenner führt in Stockholm mit seiner Kollegin Lucy eine gutgehende Anwaltskanzlei. Er ist ein Womanizer, stolpert von einer Affäre in die andere, auch wenn Lucy eine Art von Dauerbeziehung ist. Sein Motto: Mit Geld kann man eine Menge Zeit und Freiheit kaufen. Auch seine vierjährige Adoptivtochter Belle ist irgendwie in sein Playboyleben integriert. Eigentlich funktioniert sein Dasein, bis ein dubioser Mann in seine Praxis kommt und ihn bittet, die Unschuld seiner Schwester zu beweisen. Einer fünffachen Serienmörderin, die zu allem Elend auch noch tot ist. Da Martin Routine hasst und Herausforderungen liebt, nimmt er den Auftrag an. In der Sekunde bricht alles für ihn zusammen, ungeklärte Morde, Drohungen, und als man ihn als zweifachen Mörder verhaftet, wünscht er sehnlichst, die Finger vom Fall Sara Texas gelassen zu haben. Doch dafür ist es zu spät!
Kristina Ohlsson, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismusexpertin bei der OSZE in Wien. Mit ihrem Debütroman Aschenputtel gelang ihr der internationale Durchbruch als Thrillerautorin, gefolgt von den neuen Fällen von Fredrika Bergman und Alex Recht, Tausendschön, Sterntaler, Himmelsschlüssel und Papierjunge.
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Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit erzählt Kristina Ohlsson ihre neue Thrillerserie. Als Leser kann man sich dem nicht entziehen. Genau wie Martin Brenner wird der Leser mit in die Misere getrieben, die den Protagonisten schneller ereilt, als er denken kann. Die Charaktere sind so authentisch, dass man sich fragt, wie eine weibliche, hellhäutige Autorin, einen so glaubwürdigen männlichen, dunkelhäutigen Playboy erschaffen kann. Die Geschichte wirkt mehr wie ein Tatsachenbericht, als ein Roman und als Leser denkt man: Zur falschen Zeit am falschen Ort hätte mir das auch passieren können!
Als Bobby Tell, der Bruder einer toten Serienmörderin in Martins Praxis stolpert und um Hilfe bittet, die Unschuld seiner Schwester zu beweisen, hält Martin das erst einmal für einen schlechten Scherz. Er lässt sich breitschlagen, da er momentan etwas gelangweilt ist und nicht recht weiß, wie er die Zeit bis zu seinem Nizza-Urlaub mit Lucy totschlagen solle. Ein kurzer Check der Akten kann ja nicht schaden! Jedoch stößt Martin bei seinen Recherchen von Anfang an auf Widerstände, niemand will den Fall Sara Texas anfassen, so als würde man sich daran die Finger verbrennen. Sowohl sein Freund bei der Polizei als auch der damalige Anwalt und Saras restliche Familie hüllen sich in Schweigen und warnen ihn, die Sache ruhen zu lassen. Etwas, dass Martin in seiner Überheblichkeit nur anspornt und dann findet er sich selbst mitten in einem Komplott. Bald geht es ihm wie Sara Tell der Serienmörderin. In seinem Umfeld sterben die Menschen wie Fliegen und alles deutet darauf hin, dass er selbst der Mörder ist. In einer Affengeschwindigkeit peitscht Ohlsson nicht nur ihren Protagonisten Martin Brenner, sondern auch die Leser durch die Geschichte. Ein Thriller, den man nur weglegen kann, wenn einem die Augen zufallen oder die Küche brennt. So kann es Ohlsson auch wagen, den Thriller zu einem echten Zweiteiler zu machen und mit diesem ersten Buch den Fall nicht zu lösen. Doch keine Bange, der zweite Teil Bruderlüge erschien am 13.Juni 2017 und man kann sofort wieder einsteigen, um sich wieder von Martin, Belle und Lucy in eine hochspannende Story entführen zu lassen. Ganz großes Kino in der Thrillergeschichte!
Schwesterherz, Kristina Ohlsson, Limes Verlag, Taschenbuch broschiert, 479 Seiten, ISBN 978-3-8090-2663-1, Euro 14,99.