Playground ist eine gewagte, neue Idee von dem Autorenpaar, das unter dem Pseudonym Lars Kepler schreibt. Deshalb wird das Buch auch als Roman tituliert und nicht als Thriller, was es im Grund genommen ist. Doch der eklatante Unterschied ist, der Thriller spielt in der Totenwelt oder dem Vorhof davon, ohne jedoch nur eine Sekunde das Fantasie- oder Horrorgenre überhaupt zu streifen.
Jasim, ehemaliger Lieutenant der Armee, rettete während eines Militäreinsatzes den meisten ihrer Kameraden das Leben, wurde jedoch so schwer verletzt, dass sie für eine Minute klinisch tot war. Was die Ärzte als posttraumatische Halluzination abtun, war für Jasmin jedoch eine Realität, die ihr auch lange, nachdem sie den Militärdienst hinter sich gelassen hat, immer noch erschreckend real erscheint. Als sie Jahre später mit ihrem kleinen Sohn einen tragischen Autounfall hat, passiert ihr die gleiche Nahtoderfahrung. Erneut befindet sie sich im Vorhof des endgültigen Todes, wo Menschen darauf warten wieder ins Leben zurückzukehren. Nur dieses Mal ist sie nicht allein, sie muss auch um die Rückkehr ihres fünfjährigen Sohnes kämpfen.
Lars Kepler ist das Pseudonym von Alexandra Coehlo Ahndoril und Alexander Ahndoril. Ihre höchst erfolgreiche Krimiserie um Joona Linna wurde in zahlreichen Sprachen übersetzt und hat in vielen Ländern die Bestsellerlisten gestürmt. Das Ehepaar lebt mit seinen drei Töchtern in Stockholm.
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Ein Thriller, der im Vorhof der Hölle oder des Himmels spielt oder wie immer man das Unbekannte nach dem Tod nennen will. Eine Zwischenstation für Menschen, die noch nicht gegangen sind, aber kurzfristig tot auf eine Rückkehr ins Leben warten. Es ist ein Ort, der eigentlich nichts Erschreckendes an sich haben sollte, man hat ein Visum und wartet nur auf die Rückkehr. Auch wenn Jasim nur für eine Minute klinisch tot war, so war ihre Zeit in der Zwischenwelt wesentlich länger. Vor allem, da dieser Ort seit langem nicht mehr so funktioniert, wie es einmal vorgesehen war. Dort ist Korruption und Verbrechen an der Tagesordnung und das eigene Visa, der Weg zurück in die Welt der Lebenden kann einem von üblen Gangstern geraubt werden. Natürlich hält man Jasim für psychisch angeschlagen, als sie von dieser Erfahrung berichtet. Es geht so weit, dass sie eingewiesen wird und Medikamentöse behandelt werden muss. Als man ihr das Sorgerecht für ihren fünfjährigen Sohn entziehen will, muss Jasmin sich eingestehen, dass alles wirklich nur eine Halluzination war. Auf den Weg zu einem Gerichtstermin, der darüber entscheiden muss, ob ihr kleiner Sohn Dante seinem Vater zugesprochen wird, geraten sie in einen schrecklichen Verkehrsunfall. Erneut setzt Jasmins Herz aus und prompt findet sie sich in der gleichen Halluzination wieder und kämpft um ihre Rückkehr. Nur das es diesmal nicht nur ihr eigenes Inferno ist, in dem sie kämpfen muss, auch ihre fünfjähriger Sohn ist dort gefangen, einer Zwischenwelt, die gerade für Kinder unglaublich gefährlich ist. Ein Kampf um das Leben über den Tod hinaus ist die einzige Möglichkeit, um Dantes Inferno zu vermeiden.
Playground ist nicht nur ein spannender Thriller mit viel Action, es hat auch etwas von einer philosophischen Betrachtung des Vorhofes zum Jenseits. Die Szenerie, die Lars Kepler wählt, ist düster und unterstellt, dass die Schlechtigkeit der Menschen auch über den Tod hinaus erhalten bleiben kann, genauso, wie das Gute im Menschen. Dabei hat mir sehr gut gefallen, das Lars Kepler den Namen Dante, für das fünfjährige Kind wählte, denn die Allegorie zum Vorhof der Hölle, dem Inferno liegt auf der Hand.
Playground, Lars Kepler, Piper, 460 Seiten, ISBN 978-3-4920-6046-2, Euro 16,99.